SonntagsausFlug

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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SonntagsausFlug

Beitrag von swisseagle »

Eigentlich bin ich nicht so gerne, speziell bei schönstem Flugwetter, an Wochenenden in der Luft, wenn alles, was Flügel hat, am Himmel herumgeistert. Die Luft ist dann vielerorts sehr aluminium-und kunststoffhaltig, was oft ziemlich nervig wird. Einen grossen Vorteil hat diese Wochenendfliegerei allerdings: Die militärischen Aktivitäten von Jets, Turboprops und Helikoptern ruhen und die Ballerei am Boden findet höchstens ab und zu während Manövern statt.

Wenn man sich allerdings am Sonntag frühzeitig aus den Federn schält und den Vormittag und die Mittagszeit zu einer fliegerischen Exkursion nutzt, kann es recht angenehm sein. Viele Aviateure geniessen dann das Ausschlafen und die Segelflieger rüsten ihre Flieger erst auf und warten auf die Thermik nach der mittäglichen Ruhepause.

So fuhr ich kürzlich an einem Sonntagmorgen zum Platz, füllte meine Fluganmeldung aus, öffnete die Hangartore und zog unsere Super-Dimona ins Freie. Nach dem Aussencheck rollte ich zur Tanksäule, die nicht schon von Cessnas, Pipers, Kantanas usw. belagert war und genoss die völlig ungewohnte Ruhe um mich herum. Nach dem Auftanken zurück zum Standplatz, vor und nach dem Motorstart Checkliste abarbeiten, Radiocheck, Transponder und Flarm on und nach dem Warmlaufen Magnetcheck und Funktionsprüfung der Propellerverstellung, dann Rollen zum Startbahnkopf.
Hier sage ich meinen Spruch vom Auflinieren und Starten ins Mikrofon und melde meinen Ausflug via östliche Platzrunde. Das Vorschieben des Leistungshebels und die folgende Beschleunigung des Motorseglers sind immer ein Genuss. Kurz darauf hebe ich ab, hole im Bodeneffekt Fahrt auf und beginne zu steigen. Obwohl ich während der Winterpause nicht geflogen bin, sind die Prozeduren nach wie vor voll präsent. Rechtskurve und in der Platzrunde maximal auf 200 m AGL klettern, damit man anfliegenden Maschinen nicht in die Quere kommt. Treibstoffzusatzpumpe aus, Leistung in den grünen Bereich zurück und nach dem Verlassen der Platzrunde Steigflug zuerst in südliche und dann in westliche Richtung.
Mit zunehmender Speed stelle ich Drehzahl und Ladedruck auf optimale Werte für den Reiseflug ein und gehe dann auf 4000 bis 4500 ft auf Strecke. Die Landschaft liegt noch im Morgendunst. In der Ferne steigt die Dampfsäule des Atomkraftwerkes Gösgen in die Luft - eine perfekte Orientierungshilfe. Vor dem Kraftwerk drehe ich nach Süden und fliege am Westufer des Sempacher See's entlang. Weil er so schön unter mir liegt, umrunde ich ihn einmal und freue mich über die Idylle dort unten. Das gleiche Manöver vollziehe ich dann mit den östlich gelegenen Seen, dem Hallwiler- und Baldegger See.

Dann halte ich auf den Berg Pilatus zu, fliege nördlich der Stadt Luzern vorbei über den Rotsee, kurve um die Halbinsel Immensee herum und anschliessend am Westufer des Zugersee's entlang bis über die Stadt Zug. Von dort steige ich via nördlichen Zugerberg hinüber zum Aegerisee. Mit östlichem Kurs überquere ich die Passhöhe des Gottschalker Berges, eines meiner beliebten Wandergebiete und fliege dann hinüber zum Sihlsee mit einigen Umrundungen des berühmten Wallfahrt-Klosters Einsiedeln. Anschliessend eine Runde um den Ausflugsberg Etzel über dem oberen Zürichsee mit Blick auf die Gipfel-Gaststätte.

Da die CTR Emmen inaktiv ist, kann ich am Westufer des Zürichsee's Richtung Stadt Zürich fliegen, ohne auf die Anflugsektoren des Militärflugplatzes Emmen mit der Untergrenze von 4'500 ft achten zu müssen. Diese Höhenbeschränkung ist jedoch im Raum Zürich wegen der nahen Kontrollzone und der TMA des Flughafens Zürich strikt einzuhalten.

So drehe ich vor dem Uetliberg, dem Hausberg der Stadt Zürich, mit einer Linkskurve ab, überfliege den Albiskamm und nehme Kurs auf das aargauische Bremgarten. Westlich der Stadt melde ich mich über Funk zur Landung auf der Segelflugpiste an und drehe aus dem Abkreisraum in die Platzrunde ein. Zwei Segelflieger sind ebenfalls aktiv, einer kurvt deutlich über mir, der andere in einiger Entfernung ausserhalb des Abkreisraumes.

Da ich, wie gesagt, während des Winters nicht geflogen bin, sehe ich der ersten Landung nach der längeren Pause mit Interesse entgegen. Gegenanflug, Queranflug - Endanflug. Die Luftbremsen fahre ich nur zu einem Drittel aus und meine Dimona sinkt im idealen Winkel der Graspiste entgegen. Dann Ausschweben, Abfangen und der Vogel setzt butterweich auf. Nach dem ersten Bodenkontakt Luftbremsen voll raus, damit es kein Hüpfen gibt und Ausrollen zum Standplatz. Ich kann es also noch - kein Problem.

Ein wunderschöner Flug, nach dem ich mich tief zufrieden auf den Heimweg mache, um meine Frau noch in die frühlingshafte Natur zu entführen.
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Super-Dimona (Symbolbild)
Super-Dimona (Symbolbild)
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