Eine königliche Propellerstellung

Hier geht es Rund um das Thema Geschäfts und Reiseflugzeuge aller Klassen

Moderator: aerotimmi

Antworten
Benutzeravatar
swisseagle
Beiträge: 471
Registriert: 07.08.2018 16:57

Eine königliche Propellerstellung

Beitrag von swisseagle »

Manchmal ist menschliche Exzentrik und ein Untertanengeist so ausgeprägt, dass man sich nur noch an den Kopf fassen kann. Als ich in den Sechzigerjahren vor einem Hangar auf dem Köln-Bonner Flughafen auf meine Segelfliegerkollegen wartete, begann völlig unerwartet ein ganz ungewöhnlicher "Zirkus". Mehrere exklusive dunkle Limousinen fuhren vor; ihre befrackten Insassen stiegen aus und gingen in Position. Interessiert rätselnd, wer da wohl erwartet wurde, sah ich mir das Schauspiel an.
Da landete eine zweimotorige Vickers Viking und rollte auf uns zu. Auf der Maschine war das Wappen des britischen Königshauses erkennbar. Nach dem Abstellen der Motoren öffnete sich die Türe am hinteren Rumpf, einige offensichtliche "Blaublüter" wurden von ihren wieselnden Bediensteten in Empfang genommen und ohne die üblichen Pass- und Zollformalitäten zu den wartenden Edelkarossen geleitet, mit denen sie alsbald verschwanden.
Offenbar handelte es sich um eine kurze Stippvisite in Old Germany, denn die Besatzung der Viking wartete vor dem königlichen Flieger.
Dann schien sich der Kapitän, der mehrmals langsam und offenbar gelangweilt um das Flugzeug gewandelt war, an etwas zu stören. Es waren die beiden Vierblattpropeller, die ihm nicht zu gefallen schienen. Schnell erkannte ich, warum.
Die Propellerblätter blieben nach dem Abstellen der Motoren in völlig unroyaler Stellung stehen. Sie zeigten in unterschiedliche Richtungen.
Der Herr Kapitän stellte sich zuerst unter die eine Motorengondel, griff nach dem am nächsten gelegenen Propellerblatt und schob es so an, dass dieses genau senkrecht nach unten zeigte. So waren alle vier Propellerblätter exakt nach oben und unten bzw. nach rechts und links ausgerichtet. Nachdem er sich einige Schritte vom Flugzeug entfernt und nochmals eine exakte Sichtprüfung durchgeführt hatte, begab sich der königliche Luftkutscher unter die zweite Motorengondel und wiederholte sein Spielchen mit dem Propeller. Dann umrundete er nochmals, Hände zufrieden auf dem Rücken verschränkt, seine Viking und wartete auf die erlauchten Fluggäste, die einige Stunden später zum Rückflug auf ihre Insel eintrafen. :roll:
Dateianhänge
Vickers Viking (Symbolbild)
Vickers Viking (Symbolbild)
g-agrp_overseas (3).jpg (187.56 KiB) 2536 mal betrachtet


[img][/img]
Antworten

Zurück zu „Rund um das Thema Geschäfts- und Reiseflugzeuge“