Flugausbildung nur für Schwindelfreie?

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Flugausbildung nur für Schwindelfreie?

Beitrag von swisseagle »

Meinen ersten Schulflug auf einem Segelflug-Doppelsitzer, einer Mü 13 E "Bergfalke", hatte ich im Jahr 1961 absolviert. Dann folgten Grunau Baby, Specht, Ka 8b, Bergfalke III und SF 27, die Berechtigung für Passagierflüge und die Silber-C. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2018 und ich fliege immer noch - inzwischen nur noch Reisemotorsegler. Nach den Scheibe SF 25 B und C Falken nun den Rotax-Falken, nach der Dimona HK 36 jetzt die Super-Dimona. Stundenlanges Kurbeln in der Thermik, Streckenflüge, Gebirgsflüge, Trudeln und Gefahreneinweisungen mit Fluglehrer, Aussenlandungen etc. - kein Problem.
Immer wieder werde ich von Nichtfliegern gefragt, ob ich denn schwindelfrei sei. Die Antwort "nein" hinterlässt meist entgeisterte Gesichter. Nach landläufiger Meinung muss ein Pilot absolut schwindelfrei sein. Muss er das wirklich?

Noch nie habe ich während eines Fluges auch nur die Spur eines Schwindelgefühles erlebt. Ganz im Gegenteil. Im Flugzeug fühle ich mich so wohl und sicher, wie ein anderer Zeitgenosse vielleicht auf seinem Sofa. Bergsteigen wäre dagegen für mich der absolute Horror. Beobachte ich Kletterer am Fernsehen, bekomme ich eine Gänsehaut und feuchte Hände. Es ist mir unmöglich, auch nur einfachste Bergwanderungen zu unternehmen, die an steil abfallenden Hängen entlang führen. Es geht mir dann so, wie jenem, der auszog, das Gruseln zu lernen. Auch einen Balkon ohne Geländer würde ich meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Der Beruf eines Dachdeckers, Kaminkehrers, Bergbahntechnikers etc. - für mich absolut undenkbar. Auch mit der so oft beschworenen Uebelkeit beim Fliegen tanze ich total aus der Reihe. Noch nie hatte ich während der Jahrzehnte meiner fliegerischen Betätigung auch nur eine Spur von Uebelkeit verspürt. Auf Schiffen dagegen speie ich nach kürzester Zeit wie ein Reiher. Selbst bei einem Fersehbeitrag über Hochseefischer mit ihren Kuttern, die in rauher See auf und nieder, hin- und her stampfen, muss ich passen. Spätestens nach zehn Minuten rebelliert dann mein Magen und ich muss den Sender wechseln oder das Gerät abschalten.

Der Gleichgewichtssinn und die psychologischen Effekte schlagen zuweilen mehr als merkwürdige Kapriolen. Die Voraussetzung der Schwindelfreiheit eines Piloten sind daraus allerdings nicht erkennbar. :roll:


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