Fliegen - auf afrikanisch

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swisseagle
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Fliegen - auf afrikanisch

Beitrag von swisseagle »

Wir in Europa sind es gewohnt, nach klaren Vorschriften und Regeln zu fliegen. Ausnahmen bestätigen auch in diesem Fall wieder die Regel.
Während eines Bade-Ferienaufenthaltes in Kenia (Mombasa Süd), der schon lange zurück liegt, aber noch in spezieller Erinnerung ist, musste ich feststellen, dass Vorschriften und Regeln dort erheblich lockerer als bei uns gehandhabt wurden (und wahrscheinlich immer noch werden).
In unserem Hotel wurde eine eintägige Flugsafari in den Masai-Mara-Natonalpark angeboten, die ich zusammen mit meinem Sohn buchte. Meine Gattin zog es vor, den Tag am Strand und im Hotel zu verbringen.

Schon die Fahrt zum Flugfeld (Flugplatz konnte man das kaum nennen) über holperige Strassen in einem ebenso holperigen Gefährt kam einer Buschsafari gleich. Dagegen sah die bereit stehende zweimotorige Cessna recht ordentlich aus. Nachdem die Passagiere eingestiegen waren, durfte ich auf dem Platz neben dem PIC Platz nehmen. Ein etwas grummeliger Engländer im angegrauten Alter, der früher sicher grössere Kaliber geflogen hatte.
Mein Gegenüber begann, seine Cessna startklar zu machen, drehte und drückte verschiedene Knöpfe und Schalter, bis ich ihn interessiert fragte, wo er denn seine Checkliste hätte. Antwort: Das lesen von Büchern überlasse er lieber den Touristen...….. Auch eine Art zu fliegen, dachte ich.
Kurz darauf rollten wir auf die schmale, auf beiden Seiten palmenbestandene Piste und preschten los. Nach etwas mehr als einer Stunde begann der Anflug - aber auf was? Weit und breit kein Flugplatz. Da sah ich plötzlich weit unten eine kleine Hütte, einen Windsack und ein kurzes Stück asphaltierten Feldweg - die afrikanische Variante einer Landebahn. Der englische Gentleman neben mir setzte seinen Flieger punktgenau auf den ersten Metern der Piste auf, rollte vom Asphalt noch ein Stück auf dem anschliessenden Standstreifen aus und dann langsam zu der besagten Hütte zurück, um uns bei den wartenden Safarigefährten aussteigen zu lassen.

Der Tag im Nationalpark war erlebnisreich, das Mittagessen in der Lodge schmackhaft und die verschiedenen Tierarten in der freien Natur natürlich wesentlich interessanter als in unseren Zoos.

Am späteren Nachmittag dann der Rückflug. Eine Reihe Cessnas und Piper warteten bereits auf uns Passagiere. Wir wurden auf die verschiedenen Flieger verteilt - mein Sohn und ich leider auf einen falschen. Aber das merkte ich erst wesentlich später. Unser jüngerer einheimische Pilot liess mich wieder auf dem Copiloten-Sitz Platz nehmen. Wir starteten, als aus der steppenähnlichen Landschaft sogenannte Wüstenteufel, kleine tornadoartige Gebilde aufstiegen, die für ordentliche Turbulenzen sorgten. Die Reaktion der Safariteilnehmer war dann auch entsprechend. Verbreitete Uebelkeit und entsprechendes Rülpsen. Mein Pilot in Command drehte sich kurz um und wandte sich dann mit sarkastischem Grinsen mir zu. Was er dachte, war unschwer zu erraten. Bald verlief der Flug wieder etwas ruhiger und die afrikanische Buschlandschaft zog weiter langsam unter uns hindurch.

Plötzlich wurde ich unruhig, da mir der Kurs nicht mehr geheuer schien. Ich fragte mein Gegenüber, ob er nach Mombasa-Süd fliege. Der drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an, als wäre ihm plötzlich ein Geist erschienen. Nein - nach Mombasa International antwortete er. Konsterniert wies ich ihn darauf hin, dass unser Zielflugplatz in Monbasa Süd liege. Darauf rastete der Afrikaner aus, fluchte vor sich hin und nahm Funkkontakt mit Mombasa International auf. Dann riss er seine Cessna in eine Steilkurve, flog eine neuen Kurs und schimpfte weiterhin unverständlich vor sich hin.
Ich sah aus dem Cockpit und bemerkte kurz darauf eine zweimotorige Turboprop-Verkehrsmaschine vom Typ Fokker Friendship, die uns genau auf Gegenkurs entgegenstieg. Ich warnte mein immer noch schimpfendes Gegenüber, worauf dieser sofort ein Ausweichmanöver flog. Die Fokker der Tansania Airways zog auf fast gleicher Höhe links an uns vorbei.

Nun wurde es ruhig im Cockpit und bald begann der Landeanflug auf unsere Piste in der Palmenallee vom Mombasa-Süd.
Gekonnt setzte unsere Zweimot auf und rollte bis ans Ende der schmalen Asphaltpiste. Dort konnten mein Sohn und ich bei laufenden Motoren und begleitet von einem breiten Grinsen unseres Piloten aussteigen, um von einem Abholfahrzeug in Empfang genommen zu werden. Unsere Cessna drehte in Gegenrichtung und rauschte mit dröhnenden Motoren davon - zum richtigen Bestimmungsort - Mombasa International. Das wurde ja gerade noch einmal zurecht gebogen....... :oops:


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