Startunfälle - wenn der Motor seinen Geist aufgibt

Hier geht es um das Thema Sportflugzeuge aller Typen der E-Klasse

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Startunfälle - wenn der Motor seinen Geist aufgibt

Beitrag von swisseagle »

Gewisse Vorgänge gleichen sich oft wie ein Ei dem anderen: Eine äusserst kritische Situation tritt immer dann ein, wenn der Motor eines Kleinflugzeuges in der Startphase kurz nach dem Abheben oder im Anfangssteigflug, seinen Geist aufgibt. Dann ist blitzschnelles Reagieren des Piloten nötig und oft reicht auch das nicht mehr. Die Fahrt bricht zusammen und es geht nur noch in eine Richtung - rasant nach unten.
Das Ueberraschungsmoment in solchen Fällen ist meist so gross, dass oft nur mit Verzögerung oder falsch reagiert wird. Obwohl es die Fluglehrer immer wieder wie ein Evangelium predigen, nach dem Ausfall des Motors in der Startphase keine Rücksicht auf das Flugzeug zu nehmen und sich nur noch um das Wohl der Insassen zu sorgen, ist der Versuch, mit einer sogenannten "Krampfkurve" zum Platz zurückzukehren, vielfach eine tödliche Reaktion. Ohne Antrieb in geringer Höhe unter Stressbedingungen eine Kurve zu fliegen, führt fast zwangsläufig zum Strömungsabriss und anschliessendem Absturz. Kürzlich wieder einmal so geschehen.
Selbst beim Start mit dem Motorsegler, der ja bedeutend bessere Gleiteigenschaften wie ein reines Motorflugzeug besitzt, scanne ich vor jedem Flug die Notlandemöglichkeiten in der nächsten Umgebung des Platzes, um im Falle eines Falles nicht lange überlegen zu müssen, wohin die Reise gehen muss. Steht der Quirl still, Knüppel nach vorne - denn Geschwindigkeit ist das halbe Leben. Der Kurs führt in einem solchen Fall immer stur geradeaus - höchstens geringe seitliche Abweichungen sind erlaubt, sollte ein massives Hindernis, wie z.B. ein Haus etc., im Weg stehen. Ansonsten ist es völlig egal, ob es in die Büsche geht, zwischen einer Baumgruppe hindurch oder in einen Acker. Wichtig ist, dass die Kabine mit Pilot und Passagieren einigermassen heil bleibt. Fahrwerk, Tragflächen, Leitwerk und Propeller darf man getrost in einem solchen Fall vergessen.
Während meiner Zeit als Nur-Segelflieger gehörte es fast zur Tagesordnung, dass man während des Startvorganges an der Seilwinde in unterschiedlichen Höhen eine Seilriss erlebte. Nach dem Anfangssteigflug bis auf ca. 5o m Höhe nahm man den Knüppel zurück und stieg, fast auf dem Rücken liegend, steil nach oben. Dann der berüchtigte kräftige Ruck - Seilriss.
Eine Sekunde Erschrecken - dann Knüppel bis zum Anschlag nach vorne. Das Rauschen des Fahrtwindes ebbte schlagartig ab, die Nase des Seglers zeigte fast senkrecht nach unten. In der momentanen Schwerelosigkeit der Parabel wirbelte alles, was nicht sicher verstaut war, durch das Cockpit. In geringer Höhe wurden die Störklappen ausgefahren, eventuell noch geslippt und geradeaus vor der Schleppwinde gelandet. Ab etwa halber Schlepphöhe holten wir zuerst Fahrt auf und flogen dann eine normale Platzrunde zur Landung. Dieses Verfahren hatte sich seit damals dauerhaft bei mir eingeprägt und ist bis heute präsent, sollte mein Motor einmal im ungünstigsten Fall seinen Dienst versagen.


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