August 1966: Ein herrlicher Sommertag mit weissen Haufenwolken, die sich wie eine endlose Schafherde bis zum Horizont hinziehen. Ein Tag, an dem zwei Bedingungen für das silberne Leistungsabzeichen für Segelflug, die Silber C, gleichzeitig zu schaffen sein müssten: Ein Dauerflug von mindestens fünf Stunden und eine Startüberhöhung von eintausend Metern. Heute mit den modernen Hochleistungsseglern fast eine Routineangelegenheit; damals mit dem vergleichsweise einfachen Uebungs- und Leistungseinsitzer K8b doch etwas anspruchsvoller.
Flughafen Köln-Bonn. Unsere Ka 8 b steht bereit und unser Fluglehrer fragt mich, ob ich es versuchen wolle. Natürlich, denn der Herbst naht, die Tage werden kürzer und auch die thermischen Verhältnisse sind dann nicht mehr so optimal, wie sie es während des Frühjahres und Sommers waren.
So wird der plombierte Barograph (Flugschreiber) für den Nachweis des Flugverlaufes auf der Rückseite des Cockpits am Stahlrohrrumpf befestigt, der Segler gründlich gecheckt und der automatische Rückenfallschirm in die bereits angelegten Fallschirmgurte eingeklinkt. Ich schnalle mich an, schliesse die Cockpithaube und hole beim Tower des Flughafens die Startfreigabe ein. Kurz darauf schleppt mich unsere Winde im steilen Steigflug auf ca. 500 m über Grund. Das Schleppseil klinkt aus und sofort geht es auf Thermiksuche.
Zuerst gleite ich mit 1 m Sinken/sec abwärts. Eine quellende Haufenwolke in Flugrichtung verspricht mehr. Ich fliege unter diese Wolke und beobachte gespannt mein Variometer. Prompt springt der Zeiger des Instrumentes auf Steigen und nach einigem Zentrieren des Thermikschlauches geht es mit zwei bis drei Metern Steigen pro Sekunde ständig kreisend nach oben. Der Höhenmesser wandert von Marke zu Marke und meine anfängliche Skepsis, ob die gestellten Aufgaben zu schaffen sind, weicht zunehmender Euphorie. Neben dem Dauerflug von fünf Stunden will ich auch die Startüberhöhung von 1000 m knacken. Das bedeutet bei einer Ausklinkhöhe nach dem Start von 500 m eine sichere Höhe von rund 1600 m über Grund, die ich erreichen muss. Da die Wolkenbasis bei etwa 1800 m liegt, sollte das kein Problem sein.
Ueber Funk hole ich mir bei der Flugsicherung die Freigabe ein, den Flughafen Richtung Westen überqueren zu dürfen. Der Lotse genehmigt das sofort und wünscht mir einen guten Flug. Unten beobachte ich die startenden, landenden und rollenden Airliner - ein Gefühl der ganz speziellen Art. Wieder nehme ich Kurs auf eine wabernde schneeweisse Wolke und steige unter ihr weiter nach oben. Bald befinde ich mich knapp unter dem Gebilde und seine grauen Ränder wölben sich wie ein umgekehrter Teller nach unten. Mein Höhenmesser zeigt 1'700 m über Grund. Die Höhenbedingung für die Silber-C ist also bereits geschafft. Nun muss ich aufpassen, von den kräftigen Aufwinden nicht in die Wolke hineingezogen zu werden. Dazu fahre ich sogar zeitweise die Luftbremsen aus, um dann nach unten wegzutauchen.
Immer wieder melde ich meine Position und Höhe an den Controller des Flughafens Köln-Bonn, der mir seinerseits Verkehrshinweise übermittelt. Die Stunden rinnen dahin und trotz des bequemen Sitzkissens, das ich vor dem Flug installiert hatte, schmerzt der Hintern vom langen Sitzen. Tief unter mir erscheint dunkel und fast bedrohlich der Kölner Dom und das ausgedehnte Stadtgebiet. Ein eindrückliches Erlebnis. Der Nachmittag zieht sich hin und die anfänglich starke Thermik schwächt sich allmählich ab. Noch sind rund 1 1/2 Stunden zu fliegen. Die Ka 8 ist ein sehr wendiger Segler, was sich speziell in der Thermik als sehr positiv erweist. Die Steuerung reagiert sensibel und ist praktisch mit den Fingerspitzen zu bedienen. Alles in allem ein zwar einfaches aber äusserst angenehmes Segelflugzeug.
Ich verlasse das Stadtgebiet von Köln und fliege rheinaufwärts nach Süden. Weit unter mir die Frachtschiffe, die gemächlich den Strom hinauf- und hinunterziehen. Hinter mir tickt der Barograph, der jede Phase meines Fluges geflissentlich aufzeichnet. Die Thermik wird schwächer und schwächer. Ein Horror, wenn ich daran denke, dass ich vielleicht kurz vor meinem Ziel, nach eventuell vier- bis viereinhalb Stunden, runter auf ein Feld müsste.
Als das Variometer nur noch einen halben Meter pro Sekunde und des Öfteren Sinken anzeigt, erspähe ich am Rheinufer eine grosse Oelraffinerie. Ich halte darauf zu und siehe da, die aufsteigende Wärme lässt mein Variometer wieder auf konstant 1 m Steigen pro Sekunde schnellen. Bald zeigt der Höhenmesser 800 und dann 900 m. Sobald ich jedoch von der Industrieanlage wegfliege, geht es nur noch nach unten. Fertig mit der natürlichen Thermik. So komme ich nicht mehr nach Hause, das wird mir schnell klar. Aber die fünf Stunden will ich schaffen, koste es was es wolle. Von unten stinkt es penetrant nach Chemie. Die aufsteigende Industrieluft füllt das ganze Cockpit.
Endlich habe ich fünf Stunden und zehn Minuten hinter mir und mache mich auf den Heimweg zum Platz. Aber die Aufwinde haben sich verflüchtigt und das langsame Sinken ist unaufhaltsam. Ich halte Ausschau nach einem geeigneten Aussenlandeplatz und entdecke ein weites abgeerntetes Getreidefeld. Eine asphaltierte Strasse für den Rücktransport meines Seglers ist auch in der Nähe und ebenfalls eine Gaststätte mit garantierter Toilette.
Windrichtung gecheckt und dann schulmässiger Gegen- Quer und Endanflug. Sanft setzt die Ka 8 auf dem Stoppelfeld auf und steht nach kurzem Ausrollen. Sofort kommen Zuschauer heran und nachdem ich aus dem Cockpit geklettert bin, beauftrage ich einen älteren Herrn, auf das Flugzeug aufzupassen, während ich in die Gaststätte auf die Toilette spurte und anschliessend meine Kameraden telefonisch über die genaue Position meiner Landung informiere. Bald darauf erscheinen diese mit dem Rückholfahrzeug - die Silber-C ist fast geschafft. Nun steht nur noch der Streckenflug an, den ich noch im gleichen Monat erfolgreich absolvieren kann.
Fünf Stunden bis zur Silber C
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Moderator: aerotimmi
- swisseagle
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Fünf Stunden bis zur Silber C
Beitrag von swisseagle »
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