Ein Bonsai "Juan Emanuel Fangio"...............

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Ein Bonsai "Juan Emanuel Fangio"...............

Beitrag von swisseagle »

Auf jedem Segelflugplatz mit Schleppwindenbetrieb gehört das Seil-Rückholfahrzeug zum Flugbetrieb wie das Tüpfelchen auf das i. So auch auf unserem süddeutschen Militärflugplatz, wo wir anfangs der Sechzigerjahre jeweils an den Wochenenden flogen.
Als Seilrückholfahrzeuge wurden ausgediente PKW, wie VW-Käfer, Opel-Rekord oder Ford-Taunus eingesetzt, die auf dem Flugplatz zu neuem Leben nach dem offiziellen Nutzungsende erwachten. Dieses Autoleben war hart, denn die Fahrten auf holperigem Rasen, ruppigen und staubigen Feldwegen, durch Pfützen und Schlaglöcher, forderte den betagten Fahrzeugen alles ab. Trotzdem liefen diese zähen Blechkarossen wie Uhrwerke, was mich noch heute in tiefsinniges Staunen versetzt.

Ein edler Spender überliess uns eines Tages seinen alten schwarzen Mercedes, der heute Oldtimer-Freaks wohl in grösste Begeisterung versetzen würde. Der frühere Besitzer hatte sich ein neues Fahrzeug gekauft und ein spezielles Herz für uns Segelflieger entdeckt, die wir seinerzeit meist nicht auf Rosen gebettet waren.
Fast keiner unter uns Flugschülern besass damals einen Autoführerschein. So war es nicht verwunderlich, dass der Benz zur Attraktion für uns wurde, da er auf dem Flugplatzgelände natürlich ohne Führerschein bewegt werden durfte.
Einer unserer Kameraden, nennen wir ihn Heinz (den richtigen Namen habe ich inzwischen nicht mehr präsent), hatte eine spezielle Affinität zu dem alten Fahrzeug. Er riss sich geradezu darum, am Steuer zu sitzen und zwischen Start und Winde hin und her zu zirkulieren. Nach dem Flugbetrieb musste das Seil-Rückholfahrzeug in einen Hangar gebracht werden. Diese Aufgabe übernahm unser Kamerad Heinz wieder einmal mit grosser Begeisterung, schwang sich hinter das Steuer und brauste los. Nach kaum mehr als 150 Metern vernahmen wir plötzlich einen lauten Knall und gleichzeitig stieg eine gewaltige Staubwolke auf.
Sofort spurteten wir los und sahen unseren geschätzten Mercedes wie einen toten Käfer auf dem Rücken liegen. Der Motor war abgestorben - nur zwei Räder drehten sich noch langsam bis auch sie still standen.
Mit ziemlichem Entsetzen blickten wir in den Innenraum des Havaristen und erwarteten Schlimmes. Aber vom jungen Akteur weit und breit keine Spur. Auch rundum war nichts von ihm zu entdecken.
Erst als wir unser Suchgebiet erweiterten, fanden wir den forschen Benz-Jockey zerknirscht und heulend vor einem Hangar sitzend. Ihm war glücklicherweise bei dem Crash kein Haar gekrümmt worden - nur sein mentales Befinden schien erheblich gelitten zu haben. Nach längeren tröstenden Worten kam er mit uns zu dem auf dem Dach liegenden Rückholfahrzeug, das wir mit vereinten Kräften wieder auf die Räder wuchteten. Ausser einigen Kratzspuren auf dem Dach waren keine weiteren Beschädigungen festzustellen und auch der Motor sprang sofort wieder an.

Unser verhinderte "Rennfahrer" wurde fortan mit dem Namen des berühmten mehrfachen argentinischen Automobil-Weltmeisters Juan Emanuel Fangio "geadelt". Vielleicht hätte man diesem Titel noch das Wort "Bonsai" voranstellen sollen, um dem Geschehen etwas gerechter zu werden...……….. :oops:


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