Hätte ich in meinen Jugendjahren während der Segelflugausbildung jeden Flugzeugschlepp-Start bezahlen müssen, wäre mein Traum vom Fliegen aus finanziellen Gründen wohl sehr schnell zu Ende gewesen. Neben den anfänglich kostenlosen Flugzeugschlepps mit einer Do 27 der Bundeswehr erlaubte später nur noch der sehr günstige Windenschlepp die weitere Betätigung als Segelflieger.
So richtig wohl war es mir bei den steilen Schlepps am dünnen Stahlseil auf 400 bis 500 Meter über Grund allerdings nie. Immer wieder hörte man von schweren Unfällen, wenn etwas nicht so lief, wie es sollte. Kam das Seilrückholfahrzeug von der Winde zum Start gefahren, begann es bereits, spannend zu werden. Dann zog man auf das Kommando des Starthelfers den Ausklinkknopf und der Stahlring des Seil-Endteiles wurde in die offene Klaue der Schwerpunktkupplung eingeführt, worauf man den Klinkknopf wieder zurückschnellen liess. Der Starthelfer zog dann noch ruckartig am Seil, um sicherzustellen, dass es korrekt eingeklinkt war.
Nachdem die Tragflächen von einem Helfer in die Waagerechte gehoben worden waren, erging das Kommando zum Anschleppen an den Windenfahrer. Langsam straffte sich das Stahlseil vor dem Segler. Grosse Anspannung, ein kräfiger Ruck in den Rücken und der Flieger schoss wie auf einem Katapult nach vorne. Nach wenigen Metern befand man sich in der Luft und besann sich auf den Fluglehrer, der seinen Schäfchen immer wieder einbleute, auf den ersten fünfzig Metern nach oben nachzudrücken um nicht zu steil zu steigen und bei einem eventuellen Seilriss nicht auf den Pinsel zu fallen. Nach dem Erreichen der Sicherheitshöhe nahm man den Steuerknüppel zurück und fühlte sich alsbald fast wie ein Astronaut in einer Rakete, die fast senkrecht in den Himmel stieg.
Von Sitzen war in dieser Lage nicht mehr die Rede; der Piloteur lag fast auf dem Rücken, so steil ging es nach oben. Nach vorne nur der Blick ins bewölkte oder blaue Nichts - der Blick über die Schulter nach unten verriet, ob man nicht zu weit nach links oder rechts zur Winde versetzt wurde. Im letzten Teil des Schlepps wurde der Steigflug flacher und der Segler begann leicht auf- und ab zu "pumpen". Dann liess man den Knüppel etwas nach und die Sache beruhigte sich wieder. Der Zug der Schleppwinde liess allmählich nach und kurz darauf klinkte das Seil automatisch aus. Sicherheitshalber zog man zwei- bis dreimal den Ausklinkknopf, um sicherzustellen, dass sich nicht eventuell noch der Rest eines gerissenen Seiles am Segler befand, der sich während der Landung an einem Hindernis verfangen konnte. So weit - so gut.
Unangenehm wurde es bei Seilrissen, die während des Schleppvorganges in unterschiedlichen Höhen imer wieder einmal geschahen. Dann war sehr schnelle Reaktion gefragt. Nach dem berüchtigten harten Ruck eine Sekunde Ueberraschung, dann den Steuerknüppel sofort zügig nach vorne geschoben. Die Nase des Fliegers rotierte nach unten; für einen Augenblick wurde man im Parabelflug schwerelos. Die Enden der Anschnallgurte wedelten nach oben gegen die Cockpithaube und alles, was nicht richtig verstaut war, flog wie in der Schwerelosigkeit eines Raumschiffes umher. Der Fahrtwind verebbte - fast totale Stille rundum. Dann, als es steil nach unten ging, kam das Fahrtgeräusch und der Steuerdruck zurück - das Gefühl des Fliegens war wieder präsent.
Aufatmen - und sofort ein Blick nach unten. Wenn das Malheur in geringer Höhe passierte, Blick voraus und Distanzschätzung zur Schleppwinde. Dann Bremsklappen voll ausfahren, eventuell Slip, (kein Damenhöschen sondern Seitengleitflug zur Widerstandserhöhung) und kurze Landung noch vor der Winde. Riss das Schleppseil in grösserer Höhe, drehte man sofort mit einer 180 Gradkurve in den Gegenanflug und leitete einen normalen Landeanflug ein.
Lebenswichtig während des Windenschlepps sind stets die mentale Vorbereitung auf einen möglichen Seilriss sowie eine bereits vorher zurechtgelegte, überlegte und schnelle Reaktion. Panik und nervöses Herumwursteln kann sehr schnell tödlich enden. Beachtet man jedoch die Besonderheiten und nicht zuletzt die Gefahren des Windenschlepps, ist dieser eine kokurrenzlose Möglichkeit, zu geringsten Kosten zu starten und sich nach dem Ausklinken noch günstiger oft stundenlang von der Thermik durch die Luft tragen zu lassen.
Vor- und Nachteile des Windenstarts
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Moderator: aerotimmi
- swisseagle
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Vor- und Nachteile des Windenstarts
Beitrag von swisseagle »
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