Segelfliegerpflichten - Werkstattdienst

Hier geht es um das Thema Segelflugzeuge alle Typen und Muster

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Segelfliegerpflichten - Werkstattdienst

Beitrag von swisseagle »

Ein Segelflugverein war zu meiner Jugendzeit die fast einzige Möglichkeit, als Schüler oder Berufsanfänger mit verkraftbarem finanziellem Aufwand eine fiegerische Ausbildung zu absolvieren. Das bedeutete, dass das Flug- und Bodengerät in den Wintermonaten eigenhändig gewartet, instand gestellt und für die kommende Flugsaison fit gemacht werden musste.
So hatten wir Flugschüler und auch die ausgebildeten Piloten nach einem vom Wertstattleiter erstellten Dienstplan an Mittwoch-Abenden und Samstag-Nachmittagen zum Werkstatt-Dienst anzutraben.
Ein gusseiserner Ofen, der mit Holz und Kohle befeuert wurde, sorgte in der Werkstattbaracke für wohlige Wärme. Aus einem Kasten Getränke konnte man eine Flasche entnehmen und den Staub, der bei diversen Arbeiten entstand, hinunterspülen.
So lösten wir z.B. von den eingedockten Segelflugzeugen die Bespannung ab, entfernten Klebstoffreste von den Tragflächenholmen, der Nasenbeplankung und den Rippen, prüften und fetteten Steuerkabel nebst Anschlüssen und Steuerstangen-Kugelgelenken oder halfen bei der Bespannung der Segler sowie deren Bemalung. Die Instrumente und Funkgeräte mussten ausgebaut, fachmännisch geprüft und dann wieder eingebaut werden.
Auch die Schleppwinde und das Seilrückholfahrzeug sowie deren Motoren wurden auseinandergenommen, gereinigt, wieder zusammengebaut und mit frischem Oel befüllt. Dieser Werkstattdienst war oft recht mühsam und zeitaufwendig, aber
sehr lehrreich und trennte die fliegerische Spreu vom Weizen. Wer davon träumte, nur zum Fliegen auf dem Platz erscheinen zu können, der hatte bald ausgeträumt. Kam man seinen Werkstattverpflichtungen nicht nach, flog man auch nicht. Eine höchst wirksame erzieherische Massnahme. Niemand durfte sich so fein und erhaben fühlen, bei bestimmten Arbeiten nicht so richtig dreckige Hände zu bekommen. Schliesslich gab es immer einen Topf mit rauer Spezialseife, nach deren Anwendung die schwarzen Hände wieder ihre normale Farbe zurück bekamen.
Trotz meinem kaufmännischen Beruf hatte ich in dieser Zeit handwerklich so viel gelernt, dass ich an meinem privaten Fahrzeug den Oel- Oelfilter- und Luftfilterwechsel nebst Zündkerzenaustausch selbst erledigen konnte. Selbst die Zündung konnte ich damals mit einer Stroboskoplampe korrekt einstellen. Mit der heute installierten Fahrzeugelektronik längst Historie.
Auch in unserer damaligen Segelfluggruppe galt die immer aktuelle Weisheit: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. ;)


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