Segelflug-Senkrechtlandung - wie geht das?

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Segelflug-Senkrechtlandung - wie geht das?

Beitrag von swisseagle »

Besucher, die meinen nachstehenden Beitrag lesen, glauben vielleicht, einer Inkarnation des historischen Baron's von Münchhausen aufgesessen zu sein, der bekanntlich auf einer Kanonenkugel zum Mond geflogen sein wollte. Meine Geschichte erzeugt vielleicht einige Ungläubigkeit, hat sich jedoch tatsächlich, wie nachstehend beschrieben, abgespielt:

Mitte der Sechzigerjahre flog ich neben verschiedenen Segelflug-Einsitzern auch unseren doppelsitzigen Scheibe "Bergfalke III", der vorwiegend für die Ausbildung unserer Segelflugschüler eingesetzt wurde.
Eines späten Nachmittags, kurz vor Ende des Flugbetriebes, zog von Westen her eine Regenfront auf. Normalerweise wurden unsere Segler am Abend am Seilrückholfahrzeug oder an privaten PKW's angehängt und über Fahr- nebst Rollwegen um die Pistenköpfe herum zu den Hangars gezogen. Das war immer etwas mühsam, besonders, wenn man bereits den ganzen Tag auf dem Flugplatz auf den Beinen war.
So machte mir ein Kamerad den Vorschlag, mit dem "Bergfalken" an der Winde zu starten, mit Genehmigung der Flugsicherung den Flughafen quer zu den Pisten zu überfliegen und direkt vor unserem Hangar zu landen. Platz dazu war genügend vorhanden.
Sofort war ich von dem Vorschlag sehr angetan, schnallte mich auf dem vorderen Sitz an, mein Kollege hinter mir. Der Controller erteilte prompt die Startfreigabe und kurz darauf stiegen wir an der Winde auf ca. 400 m über Grund. Ausklinken, Kurve Richtung Hangar und dann war das Tiefdruckgebiet auch schon bis in Platznähe vorgedrungen.
Der Wind frischte kräftig auf; in der Ferne waren die ersten Regenschauer zu erkennen. Mit der normalen Fluggeschwindigkeit kam ich kaum noch voran und musste deshalb in einen steileren Sinkflug übergehen, um Fahrt aufzuholen. Mühsam kämpfte ich mit ständigem Sinken gegen den immer stärker werdenden Wind an. Dann hatten wir endlich die beiden Nord-Süd-Pisten des Flughafens überquert und sanken weiter zum grossflächigen Vorfeld vor den Hangars ab. Der Fluglotse hatte unsere Mühsal beobachtet und fragte über Funk, ob wir Hilfe brauchten, was ich bejahte. Kurz darauf sah ich, wie unten ein Feuerwehrfahrzeug losfuhr und sich seitlich zu unserem Kurs in Position brachte.
Mit variierender Geschwindigkeit hielt ich ständig weiter sinkend auf das Feuerwehrfahrzeug zu und setzte mit nahezu Nullspeed über Grund exakt parallel zu diesem auf. Zwei Feuerwehrangehörige sprangen aus ihrem Fahrzeug und griffen sich das linke und rechte Tragflächenende. Wir standen still - unsere Landung hätte einem Helikopter alle Ehre gemacht. Mit Hilfe der Kameraden von der Flughafenfeuerwehr schoben wir unseren Vogel in den Hangar - kurz bevor die Regenfront definitiv heran war. :roll:


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