"Nachschliff" - in Coronazeiten

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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"Nachschliff" - in Coronazeiten

Beitrag von swisseagle »

Die Coronaseuche hatte uns im Frühjahr bei bestem Flugwetter lange Zeit am Boden gehalten. Da war ein guter Flugstundenvorrat sehr nützlich, um nicht aus dem Obligatorium zu fallen. Für mich war das eigentlich kein Problem - aber aus der Uebung sollte man auch bei längerer Inaktivität nicht geraten. So flog ich wieder die vertraute Super-Dimona, die ich von den angenehmen Flugeigenschaften und vom Sitzkomfort her sehr schätze. Unseren Rotaxfalken liess ich in letzter Zeit etwas links liegen, da ich mir in meinem Alter zum Einsteigen manchmal fast einen überdimensionierten Schuhlöffel wünschen würde. Aber, wenn die Dimona einmal ausfällt, ist es opportun, auf den "Falken" ausweichen zu können, den ich im Prinzip auch recht gerne fliege.
Also nahm ich Kontakt mit meinem Fluglehrerkollegen auf, den ich seit langer Zeit durch die jährlichen Checkflüge kenne und schätze. Den obligatorischen Checkflug hatte ich zwar reglementkonform bereits längst erledigt. Ein Auffrischungsflug mit Lehrer auf dem "Falken" konnte nach der Abstinenz auf diesem Flieger jedoch nicht schaden.
Nach der wieder verinnerlichten Aussen- und Innencheck-Prozedur starteten wir bei schönem, leicht dunstigem Herbstwetter zu einem längeren Ueberlandflug Richtung Walensee, Churfirsten und Alpsteingebiet. Die Strecke kenne ich sehr gut, so dass weder Karte, Kompass oder GPS ein Thema waren. Die zulässigen Flughöhen hatte ich bereits anhand von Geländepunkten im Kopf:
Nach dem Start westlich der CTR Zürich maximal 4'500 ft, nach dem Umfliegen der Stadt Bremgarten mit anschliessendem Kurs auf den Hausberg der Stadt Zürich (Uetliberg) ebenfalls 4'500 ft. Einpendeln auf maximal 4000 ft mit 500 ft Höhenpuffer. Nach Passieren des Albis-Höhenzuges dann Südkurs. Entlang dem Westufer des Zürichsees ging es westlich der Autobahn weiter, um die CTR 2 von Zürich (Dübendorf) zu meiden und anschliessend nach dem Unterfliegen des Anflugsektors vom Militärflugplatz Emmen (maximal 4'500 ft) auf die Reiseflughöhe von rund 2000 m MSL zu steigen.
Bald lag die Gebirgslandschaft links und rechts neben und teilweise über uns. Die Luft gab sich nahezu turbulenzfrei, der Falke flog sich fast wie auf Schienen. Mehrmals trimmte ich nach und nahm die Hand vom Steuerknüppel. Ein Gefühl, als wäre ein Autopilot aktiviert. Bei schönem Wetter in den Bergen zu fliegen, ist ein Traum. Man fühlt sich fast wie in einer anderen Welt.
Mein Kollege verfolgte meine Aktivitäten sowie den Kurs auf seinem Tablet. Auch er genoss trotz seiner beachtlichen Erfahrung als Fluglehrer diesen Trip wieder aufs Neue.. Wir passierten in grosser Höhe den Flugplatz Schänis, überflogen den Walensee und passierten dann das Rheintal. Anschliessend flogen wir zwischen dem Säntis auf der rechten Seite und dem Churfirstengebirge auf der linken Seite im Alpsteingebiet zurück Richtung Zürichsee. Fliegerisch hatte ich trotz Trainingspause auf dem Rotax-Falken keinerlei Probleme. Gelernt ist eben gelernt - wie das Radfahren.....
Nördlich von Schänis flogen wir, inzwischen auf 5'000 ft sinkend, zum gegenüberliegenden Bergrücken östlich des Sihlsee's. Da sprach plötzlich das Flarm an; ein Objekt musste ganz in unserer Nähe sein, ohne dass wir es sehen konnten.
Obwohl sich die Anzeige noch im grünen Bereich befand, kurvte ich scharf nach links zum Sihlsee hinüber und die Luft war wieder "rein". Weiterflug auf der westlichen Seite des Zürichsee's und dann mit Westkurs über den Albis-Höhenzug, südlich an der Stadt Bremgarten vorbei, zurück zum Heimatflugplatz Birrfeld.
Nach 1 h 38 min die Erkenntnis: Ist man sich über seinen Uebungsstand nicht mehr ganz sicher, sollte man sich auch ausserhalb der obligatorischen Jahrescheckflüge mit seinem Fluglehrer in den Flieger setzen, um eventuell vorhandene fliegerische Kanten auszubügeln. Das stärkt das Sicherheitsgefühl und niemandem - auch nach sechzig Jahren aktivem Flugsport - dürfte dabei eine Perle aus der Krone fallen..... :idea:


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