Fluglehrer - solche und andere.....

Hier geht es um das Thema Segelflugzeuge alle Typen und Muster

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Fluglehrer - solche und andere.....

Beitrag von swisseagle »

In den bisher sechzig Jahren meiner fliegerischen Betätigung (1961 - 2021) hatte ich so viele Fluglehrer (Grundausbildung, Weiterbildung, Gefahrentraining, Checkflüge usw.) erlebt, dass ich mich - trotz rostfreier Gedächtnisleistung - kaum noch an jeden von ihnen erinnern kann. Versuchen wir's mal:
Beim ersten Schulstart in einem Doppelsitzer-Segler vom Typ Mü 13 E "Bergfalke" im Schlepp einer Dornier Do 27 der Bundesluftwaffe auf dem Fliegerhorst Penzing in Süddeutschland, sass ein Segelfluglehrer, beruflich Offizier und Jetpilot, hinter mir. Nachdem ich mich angeschnallt hatte, erwartete ich ein militärisch zackiges Szenario. Aber der gute Mann war
die personalisierte Ruhe selbst. Nach dem Ausklinken vom Schleppflieger flogen wir eine ausgedehnte Platzrunde. Beim Gegenanflug musste ich einen Punkt am Horizont anvisieren, die Flügel gerade und die Geschwindigkeit im korrekten Bereich halten. Das klappte so gut, dass kaum Korrekturanweisungen von hinten kamen. Auch der Landeanflug und die Landung selbst verliefen für einen Erstling ganz ordentlich. Nach dem Ausrollen folgte ein kurzer Kommentar meines Instruktors: "Du wirst ein guter Pilot". Damals zerfloss ich fast vor Stolz. Der Herr Hauptmann musste wohl ein Hellseher sein. Ob ich ein guter Pilot geworden bin, kann ich nicht beurteilen - jedenfalls bin ich ein vorsichtiger Pilot geworden, der kein vermeidbares Risiko eingeht.
Nach den militärischen folgten in der Erstausbildung diverse zivile Segelfluglehrer. Darunter ein Fluglehrer der seinerzeitigen Reichsluftwaffe, der seine Schüler auf der viermotorigen Focke-Wulf "Condor" ausgebildet hatte. Bei einem schweren Startunfall kam die Viermotorige nicht richtig hoch und krachte in eine Böschung. Mein Lehrer verlor bei diesem Crash ein Auge, amtete nach dem Krieg mit einer Sonderbewilligung aber trotzdem als Segelfluglehrer. Ein ruhiger, sehr erfahrener und bescheidener Mann, dem die Fliegerei alles bedeutete. Dann gab es natürlich auch Haudegen, die bei jedem fliegerischen Fehler schimpften wie die Rohrspatzen, was ganz und gar nicht zur Ausgeglichenheit und ruhigen Hand am Steuerknüppel ihrer Schüler gereichte. Auch eine Fluglehrerin hatte ich zu Beginn der Schulung in meinem ersten Flugbuch verewigt. Die Gute hätte mit ihrem Stil wohl so manchem Feldwebel alt aussehen lassen.
Nach dem Erwerb des Luftfahrerscheines Klasse I für Segelflugzeugführer setzte ich meine fliegerische Betätigung in einer Segelfluggruppe auf dem Flughafen Köln-Bonn fort. Unser Vereinsvorstand und Fluglehrer war ein ehemaliger Weltkrieg II Pilot, der Kampfeinsätze mit der Junkers Ju 88 geflogen und Flugschüler auf Lastenseglern ausgebildet hatte. Mit ihm musste ich verschiedene Einweisungs- und Checkflüge absolvieren. Ein sehr kompetenter, strenger und manchmal leicht cholerischer Mann, dem wir aber unseren absolut sicheren Flugbetrieb auf dem Verkehrsflughafen zu verdanken hatten. Beim Start an der Winde rührte er hin und wieder den hinteren Knüppel des Doppelsteuers wie in einem Butterfass und beanstandete die kleinste unpassende Steuereingabe. Das führte schliesslich dazu, dass ich die Hände während des Starts unauffällig auf die Oberschenkel legte und Steuerknüppel Steuerknüppel sein liess. Dann war er sehr zufrieden und kommentierte: "Gut gemacht!"

In der Schweiz erlebte ich bei Einweisungs- und Checkflügen meist Fluglehrer, die ihre Aspiranten mit helvetischer Ruhe und Gelassenheit trainierten. Das verhindert Verkrampfungen und Nervosität der Flugschüler und fördert den Lernfortschritt.

In den USA konnte ich - als Tourist am Steuer - mit amerikanischen Fluglehrern auf Cessna und Piper einige Flüge erleben, die mir unvergesslich bleiben. Ich durfte die Flieger vom Start bis zur Landung praktisch völlig selbständig fliegen. Die Lehrer bedienten den Flugfunk und sassen neben mir, als befänden sie sich an einem Strand im Liegestuhl. Amerikanisch lässig und unkompliziert, wie man es wohl eher selten erlebt.


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