Fesselflug - der fast vergessene Modellflug

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swisseagle
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Fesselflug - der fast vergessene Modellflug

Beitrag von swisseagle »

Ferngesteuerte Flugmodelle, wie sie heute zum Modellflug-Standard gehören, galten in meiner Jugendzeit als fast unerschwinglicher Luxus. Fernsteuerungen waren technisch nicht annähernd so ausgereift wie sie heute sind und ausserdem sündhaft teuer. So gehörten Freiflugmodelle mit und ohne Motor zu den gängigen Modellflugzeugen. Freiflugmodelle hatten leider oft die Eigenschaft, auf Nimmerwiedersehen in der Botanik zu verschwinden oder dort zu landen, wo man sie mehr oder weniger havariert auflesen und nach Hause tragen musste.
Als eine interessante Sparte der Modellfliegerei gestaltete sich der Fesselflug, den ich einige Jahre mit Begeisterung betrieb. Das Prinzip waren Flugzeuge mit Verbrennungsmotoren von 1 - 2,5 ccm Hubraum. Der Treibstoff bestand aus einer Mischung aus Rizinusöl und Aether. Mit einer Stellschraube auf dem Zylinderkopf wurde der Hubraum während des Durchdrehens des Propellers so lange fein verstellt, bis der Aether das Treibstoffgemisch selbst entzündete und den Motor zum Laufen brachte.
Die kleinen Flugzeuge konnten auf ihren Fahrwerken von vorbereitetem ebenen Grund starten und flogen mit meist hoher Geschwindigkeit immer im Kreis, bis der Treibstoff in den Mini-Tanks aufgebraucht war. Der Modellflug-Pilot steuerte den Flieger mit einem Holzgriff, von dem zwei dünne Metalldrähte, die mit Spulen in der Länge verstellt werden konnten, zur kreisinneren Tragfläche des Flugmodells führten. Ueber eine Umlenkstange wurde nur das Höhenruder mit Ziehen oder Drücken bewegt. Das Seitenruder war nach der Aussenseite des Kreises ausgeschlagen und fixiert. So zog das Modell im Flug immer nach aussen und die Steuerdrähte hielten es in der Kreisbahn. Zum Reiz des Fesselfluges gehörte, dass die Modelle gefühlvoll mit direkten Steuereingaben geflogen werden konnten. Auch einfacher Kunstflug, wie Loopings, Rückenflug, Messerflug und rasanter Tiefflug gehörten zum Standardprogramm. Einen erheblichen technischen Fortschritt brachten damals die leistungsfähigen, robusten und störungsresistenten japanischen OS-Glühkerzenmotoren, die nach dem Dieselprinzip mit einer an die Glühkerze angeschlossenen Batterie gestartet wurden. Mit diesen Motoren konnten auch schwerere Modelle problemlos betrieben werden.
Wenn man sich einmal etwas Routine erworben hatte, war der Fesselflug eine kostengünstige Variante des Modellfluges und gravierende Schäden wir Bruchlandungen oder Abstürze kamen eher selten vor.
Ich hatte z.B. detailgetreue Modelle, wie den Jäger Messerschmitt Bf 109 nebst der Focke-Wulf FW 190, sowie den Sturzkampfbomber Ju 87 geflogen, die zum Blickfang mancher Zuschauer wurden. In ein Kunstflugmodell mit ca. 1,5 m Spannweite baute ich eine komplette Nachtflugbeleuchtung ein. Der Flieger dröhnte dann im Mondschein, abseits, wo sich Hasen und Füchse gute Nacht sagten, zur grossen Begeisterung meiner Kameraden durch die Nacht.
Mit der zunehmenden Verbreitung von immer perfekteren und preiswerteren Fernsteuerungen geriet der Fesselflug aus dem Blick und zunehmend in Vergessenheit. Neueste Tendenzen sprechen dafür, dass diese attraktive Sparte des motorisierten Modellfluges wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht und neue Freunde gewinnt.


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