Flugbegleiterinnen - Vom Traum zum Albtraum

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Flugbegleiterinnen - Vom Traum zum Albtraum

Beitrag von swisseagle »

Früher nannte man sie Stewardessen, heute lautet die nüchterne Bezeichnung "Flugbegleiterinnen". Die flotten, wie aus dem Ei gepellten jungen Damen in Airline Uniformen, hatten ein ähnliches Image wie damalige Filmschauspielerinnen. Als Fliegen noch eine exklusive Art des Reisens und einer zahlungskräftigen Klientel vorbehalten war, strahlte diese Exklusivität auch auf die Kabinenbesatzungen aus. Die Airline-Schönheiten betreuten (meist) gutbetuchte und gepflegte Fluggäste, servierten erlesene Speisen und Getränke, kümmerten sich wie Ammen um das Wohl und Wehe ihrer Passagiere und genossen ein hohes Ansehen in ihrem Job. So manche dieser luftigen Damen wurde über kurz oder länger von einem ihrer Anvertrauten an Bord geheiratet und genossen anschliessend einen entsprechend überdurchschnittlichen Lebensstandard.
Das waren noch Zeiten kann man nur kommentieren, wenn man sich die heutigen Zustände in weiten Bereichen der Luftfahrtbranche vor Augen hält. Die unselige Billigfliegerei hat ein Ausbeutersystem geschaffen, das man nur noch als menschenverachtend bezeichnen kann. Flugbegleiterinnen leisten bei vielen Fluggesellschaften, speziell im unteren Preissegment, einen miserabel bezahlten Knochenjob mit langen Arbeitszeiten, miesen Sozialleistungen und oft keinerlei Arbeitsplatzsicherheit. Bei den Tiefstpreisen im Fluggeschäft werden sie von ihren Vorgesetzten ständig unter massivem Druck gehalten, mit Verkäufen an Bord Umsätze zu generieren, die wenigstens teilweise die Dumpingpreise für die Flugtickets kompensieren sollen. Auch die Zeiten der gepflegten Kundschaft an Bord sind längst Nostalgie. Pöbelnde Reisende in einem Outfit, die man früher schon vor dem Einchecken zurückgewiesen hätte, gehören heute fast schon zur Tagesordnung. Trotzdem wird von den Flugbegleiterinnen immer noch tadelloses Aussehen, Freundlichkeit und eine fast übermenschliche Zurückhaltung erwartet, obwohl der Airlinekunde schon längst kein König mehr ist. Der Lack in weiten Bereichen des Fluggeschäftes ist gründlich abgeblättert. Man muss sich daher immer wieder wundern, dass es überhaupt noch junge Frauen gibt, die bei diesen Zuständen den früher erstrebenswerten Beruf über den Wolken noch ausüben wollen.
Für mich gesprochen, würde ich wohl den berühmten Ritter Götz von Berlichingen zitieren, bevor ich mich um einen entsprechenden Job bei einer Billigairline bewerben würde.


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swisseagle
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Re: Flugbegleiterinnen - Vom Traum zum Albtraum

Beitrag von swisseagle »

Nun scheint das unselige Ausbeutersystem von gewissen Billigairlines auch auf Airlines der höheren Kategorie durchzuschlagen. Wie Berichte in den Medien zeigen, herrschen jetzt auch bei SWISS (Lufthansa Süd) nahezu sklaventreiberische Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Zu wenig Personal in der Luft für eine gute Betreuung der Fluggäste und am Boden für einen reibungslosen Abfertigungsservice. Da ist es kein Wunder, dass Stress, Frustration und Burnouts immer umfangreicher auftreten. Statt den für diese Missstände verantwortlichen Airline-Managern, die fleissig weiter ihre Bonis kassieren, in den Hintern zu treten (symbolisch gesprochen) sind die Airline-Angestellten die Prellböcke und Klagemauern, die den Frust und den Unwillen der Fluggäste entgegen nehmen, aushalten und entschärfen müssen. Da kann nur noch das Beispiel der gewerkschaftlichen Aktivitäten bei der Deutschen Bahn als Vorbild gesehen werden: Rigoros streiken, bis elementare Bedürfnisse der Beschäftigten erfüllt werden und menschliche Arbeitsbedingungen - gehauen oder gestochen - wieder gewährleistet sind.
Was war da die einstige Qualitätsairline SWISSAIR für ein Vorbild, von dem ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch heute in den höchsten Tönen schwärmen. Bestens geführt und finanziell über jeden Zweifel erhaben, bis eine grössenwahnsinnige und unfähige Führungsclique diese Top-Airline mit Borniertheit und Betriebsblindheit gegen die Wand gefahren hatte. :cry:


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