Informationen zum Verkehrslandeplatz Finow EDAV

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Informationen zum Verkehrslandeplatz Finow EDAV

Beitrag von Fluglehrer »

Der Flugplatz Finow ist ein deutscher Verkehrslandeplatz bei Eberswalde.

Der Flugplatz wurde im Zuge der Errichtung der Autobahn A 11 gebaut, damals mit einer Betonpiste von 240 mm Dicke und 50 m Breite. Er diente im Zweiten Weltkrieg als Militärflugplatz.

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1930er Jahre und Zweiter Weltkrieg
Die ersten Landkäufe und Vorbereitungsarbeiten erfolgten 1937, 1938 begann der eigentliche Ausbau, zunächst als mit Grasbahnen ausgestatteter Einsatzhafen. Im Juli 1939 wurde der Platz dem Luftzeugamt Jüterbog-Altes Lager unterstellt und von 1940 bis 1941 zwei befestigte Landebahnen von 1050 bzw. 960 Metern Länge angelegt. Am Nordrand entstanden fünf Werft- und Flugzeughallen, Bahnanschlussgleise und die Nebengebäude wie Unterkunfts- und Lagerbaracken. Im Juni 1941 war die Kernbauphase abgeschlossen. Stationiert waren sowohl Transport- wie auch Schuleinheiten, ab 1943 erfolgten auch Segelfluglehrgänge. Im März 1943 wurde Finow erstmals durch alliierte Bomber angegriffen.

Die ersten Einsatzeinheit der Luftwaffe, die den Platz im Januar 1944 belegte, war die mit Bf 110 und Ju 88 ausgerüstete 2. Staffel der Nachtjagdgruppe 10. Das KG 200, dem die Erprobung alliierter Beuteflugzeuge oblag, richtete am Platz eine Werft zur Wartung amerikanischer B-17-Bomber ein. Auch moderne Nachtjäger He 219, geflogen von der 3./Nachtjagdgruppe 10, waren von September 1944 bis Februar 1945 in Finow stationiert. Weitere Einheiten waren unter anderem Teile der Jagdgeschwader 3 und 11 sowie der Schlachtgeschwader 3 und 151. Am 26. April 1945 wurde der Fliegerhorst von den deutschen Truppen geräumt, wobei die Startbahnen, die Gebäude und nicht mehr startbereite Flugzeuge gesprengt wurden. Kurz darauf besetzten sowjetische Truppen das Gelände.

Nutzung durch die sowjetischen Luftstreitkräfte

Ende April 1945 wurde der Flugplatz von sowjetischen Truppen besetzt. Nach der Einnahme landete am 2. Mai 1945 erstmals ein mit Jak-9 und P-40 ausgerüstetes sowjetisches Jagdfliegerregiment in Finow. Im Jahr 1951 wurde es auf MiG-15 und 1954 auf MiG-17 umgerüstet, bevor es 1956 zum Flugplatz Lärz verlegt wurde. Bis 1969 erfolgte eine weitere Zwischennutzung durch das mit Il-28 ausgerüstete 207. Frontbombenfliegerregiment. Vier Jahre nach einer 1965 vollzogenen Umrüstung auf Jak-28 wurde das Regiment in den russischen Fernen Osten verlegt. Die schließlich letzte in Finow stationierte Einheit war das 787. Jagdfliegerregiment, welches im September 1970 vom Flugplatz Groß-Dölln dorthin verlegt wurde. Seine Ausrüstung bestand zunächst aus MiG-21, ab 1975 MiG-23 und ab 1982 auch MiG-25. Im Ergebnis des politischen Entspannungsprozesses zum Ende der Achtziger Jahre wurden die MiG-25 1989 in die Sowjetunion zurückgeführt. Als Ersatz, vor allem für die MiG-23, wurden dem Jagdfliegerregiment im selben Jahr MiG-29 zugeführt.

Während der Nutzung durch die sowjetischen/russischen Luftstreitkräfte war dem Flugplatz zuerst der Deckname LEGALNY (ЛЕГАЛЬНЫ, dt.: Legal), in den 1970er Jahren SCHITNAJA (ЖИТНАЯ, dt.: Korn-...) und später in den 1980er Jahren NARSAN (НАРЗАН, Mineralwasserquelle in Kislovodsk) zugeordnet.[2] Ein Neuausbau erfolgte 1983, die Start- und Landebahn wurde mit einer dünnen Asphaltschicht und weiteren 120 mm Beton überzogen. Die Bauarbeiten wurden vom VEB Autobahnbaukombinat, Betriebsteil Straßenbau Weimar (heute Vinci/Eurovia) durchgeführt.

Nach der politischen Wende in den Warschauer Pakt-Staaten verließen die letzten Kampfflugzeuge (MiG-29), nunmehr den Russischen Luftstreitkräften zugehörig, den Flugplatz Finow am 11. Mai 1993 in Richtung Ross, Weißrussland.

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Seit dem Abzug der russischen Streitkräfte ist der Flugplatz Finow für den zivilen Flugverkehr geöffnet. Er ist für Maschinen mit einem Abfluggewicht bis zu 14 t zugelassen.

Auf dem westlichen Teil des Platzes in der Nähe des Ortes Finowfurt befindet sich auf dem Gelände das Luftfahrtmuseum Finowfurt. Dort werden unter anderem ausgemusterte Flugzeuge der militärischen und zivilen Luftfahrt gezeigt.

Auf dem Gelände fand im 2007 sowie 2011 das Chaos Communication Camp des Chaos Computer Club statt.

Auf dem Flugplatzgelände, in unmittelbarer Nähe zur Piste, entstand unter dem Generalunternehmer Solarhybrid AG bis Ende 2011 das zum damaligen Zeitpunkt europaweit größtes Photovoltaik-Kraftwerk.[4] Es bedeckt eine Fläche von rund 315 Hektar, kostete 178 Mio € und hat eine Leistung von insgesamt 84,7 MWp.[5]

Am Flugplatz haben sich mehrere Luftfahrtunternehmen und Gewerbebetriebe angesiedelt.

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Die Start- und Landebahn ist aus Beton, 1480 Meter lang und besitzt eine Tragfähigkeit von PCN 58 R/B/W/U. Sie verfügt über eine Bahnbefeuerung sowie PAPI.[6] Die Piste wurde 1971 während der militärischen Nutzung auf eine Länge von 2520 m ausgebaut, welche jedoch heute nicht mehr genutzt wird.

Der Flugplatz verfügt über eine Flughafenfeuerwehr und ist in die ICAO-Brandschutzkategorie 3 eingeordnet, diese kann auf Anforderung auf Kategorie 5 erhöht werden.

Es ist eine Flugplatztankstelle, Hangars und Gastronomie vorhanden.

Bei den Standortplanungen für den zukünftigen Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) wurde auch der Flugplatz Finow als möglicher Standort geprüft[7] und später abgelehnt.

Die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg prüfte ab 2007 einen Antrag der Betreibergesellschaft, eine Erweiterung für Linienverkehr mit Maschinen bis 85 t zu genehmigen, um z. B. einen durch Studien ermittelten Bedarf für Billigfluglinien in Finow für den Einzugsbereich Berlin abzudecken. Die Entfernung vom Flugplatz Finow zum Stadtzentrum von Berlin beträgt rund 55 Kilometer. Im Mai 2008 wurden die Pläne jedoch abgelehnt, da dies mit den Zielen zur Flughafenplanung und dem Entwurf des Landesentwicklungsplanes Berlin-Brandenburg nicht zu vereinbaren sei.

Bildquelle: Wikimedia
Quelle: http://www.fluglehrerteam.de




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