Informationen zum Flugplatz Freiburg i. Br. EDTF

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Informationen zum Flugplatz Freiburg i. Br. EDTF

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Der Flugplatz in Freiburg ist einer der ältesten Flugplätze in Deutschland. Er ist zugelassen für Motorflugzeuge, Motorsegler, Hubschrauber, Segelflugzeuge, Freiballons, zum Fallschirmspringen und mit Einschränkungen für Ultraleichtflugzeuge und Tragschrauber. Zudem ist der Flugplatz Stützpunkt des Intensivtransporthubschraubers Christoph 54 der Deutschen Rettungsflugwacht.

Der Flugplatz ist für gewerbliche und private Flüge zugelassen. Dazu zählen auch Messeflüge für Aussteller und Besucher, Flüge für Gäste in TV-Shows und Sport sowie der Organtransport der Universitätsklinik. Für (internationale) Linienflüge dient der 51 km entfernte EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg.

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Der Flugplatz entstand auf dem Gelände eines Exerzierplatzes im Nordwesten der Stadt. Dieser war während des Baus der Erbgroßherzog-Friedrich-Kaserne ab 1888 neben dem Freiburger Hauptfriedhof eingerichtet worden.

Als erster Flugbetrieb in Freiburg kann eine Ballonfahrt bezeichnet werden, die im Jahr 1907 über dem späteren Flugplatz stattfand. Am 21. Mai 1911 war Freiburg Etappenort des Ersten Zuverlässigkeitsfluges am Oberrhein. Diese Veranstaltung kann als Beginn der zivilen Nutzung des Flughafens betrachtet werden. Der spätere Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe im Dritten Reich und Reichsmarschall, Hermann Göring, erhielt von Juni bis September 1915 in Freiburg offiziell seine Pilotenausbildung. Zu seinen Fluglehrern gehörte Ludwig Weber. In den 1930er Jahren, in denen der Platz wieder überwiegend militärischen Zwecken diente, erlebte der Flugplatz eine Blütezeit, vor allem durch ab dem 5. Juli 1926 nach Stuttgart sowie ab dem 2. Juni 1930 nach Konstanz von der Lufthansa durchgeführte regelmäßige Linienflüge.

1936 gab es Bedarf nach einem neuen Empfangsgebäude. Die ersten Pläne für das Gebäude erstellte der Freiburger Architekt Rudolf Schmid. Seine Pläne kamen jedoch nicht zur Ausführung. Grundlage der Bauausführung ab Sommer 1939 wurden vielmehr der Rohstofflage geschuldet vereinfachte Pläne des Freiburger Hochbauamts unter Leitung von Joseph Schlippe. Das schlichte Gebäude sollte zu Repräsentationszwecken ab Oktober 1939 durch Kunst am Bau mittels Skulpturen von Hellmuth Hopp aufgewertet werden. Durch den inzwischen ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg verzögerte sich die Fertigstellung des Gebäudes bis 1942. Die Hopp-Skulpturen wurden sogar erst 1946 von der französischen Besatzungsarmee aufgestellt, die den Flugplatz nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Jahrzehnte nutzte.

Ab 1937 befand sich hier der Fliegerhorst Freiburg. Er diente ab 1939 dem Flieger-Ausbildungs-Regiment 23, später umbenannt in Flugzeugführerschule A/B 23 und nochmals umbenannt in Flugzeugführerschule A 23 bis 1945 als Ausbildungsplatz. Im Juni/Juli 1940 lagen mit der I./ZG 52 (I. Gruppe des Zerstörergeschwaders 52) und der II./ZG 2 erstmals auch aktive fliegende Einheiten hier.

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Nachdem lange über eine Schließung des Platzes diskutiert worden war, ist der Bestand jetzt gesichert – nicht zuletzt wegen der starken Fürsprache der Freiburger Bürger im Bürgerentscheid 1995 und der Bedeutung für die Wirtschaft und die Neue Messe Freiburg. Entscheidend jedoch war und ist die Bedeutung des Verkehrslandeplatzes für das Herz- und Lungenzentrum der Universitätskliniken in Freiburg. Der Platz ist unmittelbar an den Kliniken gelegen und wird für Organtransplantationsflüge innerhalb des Einzugsbereiches Europa genutzt. Für die Transplantationsflüge besitzt der Verkehrslandeplatz Freiburg eine uneingeschränkte Nachtfluggenehmigung. Mit Flächenflugzeugen kann Freiburg z. B. von Moskau aus in 2,5 Stunden erreicht werden. Mittlerweile wird der Verkehrslandeplatz Freiburg zu 50 bis 60 % gewerblich/geschäftlich genutzt und stellt als wichtige Verkehrsinfrastruktureinrichtung neben Schiene und Straße die schnellste Verkehrsanbindung Freiburgs an die Zentren Europas dar.

Am Platz sind mittlerweile 14 Firmen mit 50 Arbeitsplätzen und 8 Luftsportvereine mit ca 1000 Mitgliedern beheimatet. Ca. 100 Flugzeuge sind hier stationiert.

Wegen der geänderten und damit verschärften EU-Gesetzgebung (Verordnung (EWG) Nr. 3922/91 des Rates vom 16. Dezember 1991 zur Harmonisierung der technischen Vorschriften und der Verwaltungsverfahren in der Zivilluftfahrt) konnten bei bestehender Pistenlänge seit 2005 nur noch kleine oder leichte Flugzeuge landen, wovon auch Organtransplantationsflüge für das Freiburger Universitäts-Klinikum betroffen waren. 2006 wurde vom Gemeinderat der Stadt Freiburg eine der Verordnung entsprechende Verlängerung der Landebahn beschlossen. 2010 sagte das Land Baden-Württemberg eine Förderung des Vorhabens zu. Die Landebahn wurde schließlich 2011 auf 1400 Meter verlängert, ferner wurden an den Landeschwellen Anflughilfen PAPI installiert. Gleichzeitig wurde die Landebahnbefeuerung erneuert. Ein Wolkenuntersichtmessgerät und ein Sichtweitenmessgerät verbessert die Sicherheit am Platz durch entsprechende Informationen durch die Flugleitung an die Piloten erheblich. Flugplatzgegner, die zwei Petitionsverfahren zur Verhinderung des Ausbaus anstrengten, konnten sich letztlich nicht durchsetzen.

Im Rahmen des Papstbesuches in Deutschland 2011 feierte Benedikt XVI. am 25. September 2011 zusammen mit 100.000 Menschen einen großen Abschlussgottesdienst auf dem westlichen Bereich des Flugplatzes.

2012 wurde der Flugplatz von einem Teil der Anhänger des SC Freiburg als Standort für einen Neubau des Fußballstadions favorisiert. Ein Gutachten bescheinigte dem Flugplatz als Stadionstandort vorteilhafte Eigenschaften hinsichtlich Stadtnähe, Flächengröße und Infrastruktur. Jedoch nannte das Gutachten als schwerwiegende Gegenargumente die, mit dieser veränderten Nutzung einhergehende, Notwendigkeit der Einstellung des Flugbetriebs, bestehende Verträge mit den derzeitigen Nutzern und die Bebauung von Ausgleichsflächen und Flächen mit stadtklimatischer Relevanz. Im Rahmen dieser Diskussion bescheinigten der Leiter der Herzchirurgie Freiburg und des Herzzentrums Bad Krozingen sowie ein Vertreter der „Deutsche Stiftung Organtransplantation“ dem Flugplatz Freiburg eine große Wichtigkeit für das Freiburger Transplantationszentrum. Die Verwaltungsspitze der Stadt Freiburg lehnt die Nutzung des Flugplatzes als Stadionstandort vornehmlich aufgrund seiner Bedeutung für die Freiburger Kliniken und wegen der vertraglichen Situation mit den derzeitigen Nutzern, ab.

2013 kam der Flugplatz wieder in Diskussion als Standort für ein neues Fußballstadion. Der in Frage kommende Standort für das Stadion liegt allerdings weiter in Richtung Westen von der Hartbelagbahn entfernt und beeinträchtigt den Flugbetrieb dadurch nicht. Die Stadt Freiburg bringt derzeit einen Bebauungsplan auf den Weg. Der entsprechende Beschluss des Gemeinderates wurde im Mai 2013 gefasst. Nach vertiefenden Untersuchungen und weiteren Gutachten wurde im November 2014 vom Gemeinderat mit klarer Mehrheit entschieden, dass das SC-Stadion hier gebaut werden soll. Allerdings wurde vom Gemeinderat einstimmig entschieden, dass zuvor ein Bürgerentscheid die Frage klären soll, ob die Stadt Freiburg den SC Freiburg beim Stadionbau auf dem Flugplatzgelände unterstützen soll. Der Fallschirmsprungbetrieb wie auch der Segelflugbetrieb würden danach ihre derzeitigen Betriebsflächen verlieren. Trotz der Lage des Stadions in der Nähe der Hartbelagbahn wird es allerdings auch bei westlichem bzw. südwestlichem Wind mit starken Verwirbelungen zu keiner wesentlichen Einschränkung des reinen Motorflugbetrieb kommen.

Gegen das Stadion-Bauvorhaben hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die insbesondere die Interessen der im Wolfswinkel lebenden Anwohner zum Inhalt hat, aber auch auf die Bedeutung des Erhaltes des Flugplatzes mit dessen Freiflächen für das gesamte Ökosystem in Freiburg hinweist. Die schon 1995 agierende Bürgerinitiative Pro Flugplatz unterstützt diese Aktivitäten, die durch die Forderung des Erhaltes der Verkehrseinrichtung auch für den Luftsport (Segelflug- und Fallschirmsport) ergänzt wird. Es gibt aber auch Bürgerinitiativen, die sich für den Bau des Stadion auf dem Flugplatzgelände ausgesprochen haben.

Betreiber des Flugplatz ist die Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH, eine 100%ige Tochter der Stadtwerke Freiburg GmbH. Die Einnahmen des Flugplatz entstehen unter anderem aus den Landegebühren. Dennoch macht die Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH jährlich einen höheren fünfstelligen Betrag Verlust, der aus kommunalen Geldern ausgeglichen wird. Einzige Ausnahme war das Jahr 2012, als durch die Auflösung von Rückstellungen ein Gewinn in Höhe von 33.000 Euro ausgewiesen werden konnte.[13] Die Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH beschäftigt 6 Mitarbeiter, davon 2 Vollzeitkräfte.

Bildquelle: Wikimedia
Quelle: http://www.fluglehrerteam.de





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