BZF - so war das damals......

Rund um das Thema Flugfunkausbildung BZF I & II

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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BZF - so war das damals......

Beitrag von swisseagle »

Heute habe ich wieder einmal meine bereits historischen Prüfungsunterlagen für das deutsche BZF II hervorgekramt. Der Lehrgang wurde von einem menschlich äusserst angenehmen Controller und Segelflieger-Kollegen (inzwischen längst verstorben) von der Bundesanstalt für Flugsicherung, Zweigstelle Köln-Bonn, durchgeführt. Meine Fliegerkollegen und ich trafen uns jeweils am Abend nach der Arbeit in einem Unterrichtsraum auf dem Flughafen. Dort fand in lockerer und kameradschaftlicher Atmosphäre der Unterricht und später auch die Prüfung statt, die wir alle bestanden hatten. Wir trainierten die Kommunikation mit den Fluglotsen in deutscher Sprache während unzähliger An- und Abflüge auf dem Flughafen Köln-Bonn, auf Ueberlandflügen sowie Landungen und Starts auf weiteren Flughäfen und Flugplätzen. Das alles sehr entspannt und immer mit einer erfrischend kühlen Flasche Limonade auf dem Tisch. Nach der Abschlussprüfung wurde von der Oberpostdirektion Köln das knallrote Flugfunkzeugnis BZF II ausgestellt. Die Uebernahme der Berechtigung erfolgte durch das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt kommentarlos in meine Schweizer LAPL-S Lizenz mit Erweiterung für Touren-Motorsegler.
Der Erwerb der Flugfunkberechtigung war im März 1963 zwingend erforderlich, da unsere Segelfluggruppe auf dem Flughafen Köln-Bonn beheimatet war und sich in den übrigen kommerziellen und sporadischen militärischen Flugbetrieb integrieren musste. Das funktionierte problemlos bis in das Jahr 1970. Mit der Einführung der Grossraumflugzeuge, wie der Boeing 747, war dann die Gefahr, von Randwirbeln dieser startenden oder landenden Verkehrsflugzeuge aufs Kreuz gelegt zu werden, für uns Segelflieger zu gross geworden. Wir mussten daher auf ein Segelfluggelände ausweichen.
Schnell ergab sich, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Vor dem Windenstart holten wir die Startgenehmigung eines Fluglotsen ein. Vor der Landung wurden wir über anfliegende Verkehrsflugzeuge informiert, die oft mit rund fünfzig Metern Abstand Seite an Seite mit uns Segelfliegern - sie auf der Betonpiste und wir auf dem Rasen-Sicherheitsstreifen - landeten.
Die Piloten der Airliner wurden von der Flugsicherung ebenfalls über unsere Präsenz instruiert, sonst hätten die Cockpit-Crews wohl an eine Fata-Morgana geglaubt. Die Passagiere behielten wohl ihren Glauben an eine Fata-Morgana, als sie aus den Fenstern der Jets uns Segelflieger Side by Side einschweben sahen. Heutigen Fluglotsen würden angesichts solcher Gegebenheiten wohl sämtliche Haare zu Berge stehen.
Wenn wir oft stundenlang hoch über dem Flughafen in der Thermik kreisten, hatten wir praktisch einen Logenplatz am Himmel.
Tief unten konnten wir die an- und abfliegenden Flugzeuge beobachten. Der ständige Funkkontakt mit den Fluglotsen machte das Geschehen zur gewohnten Routine und gestaltete sich zudem als sehr sicher, da wir innerhalb der CTR (Kontrollzone) flogen, zu dem kein unkontrollierter Flieger Zutritt hatte. Verliessen wir die Kontrollzone, meldeten wir uns bei der Flugsicherung ab und bei der Rückkehr wieder an. Per Funkpeilung kamen wir immer problemlos zum Platz zurück, wenn uns die navigatorischen Kenntnisse ab und zu im Stich liessen.
Ja das waren noch andere Zeiten. Locker, unkompliziert, aber von ungleich mehr Disziplin und Korrektheit geprägt als heute.
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Vor dem Start mit Passagier auf dem Flughafen Köln-Bonn - Einholen der Startfreigabe.
Vor dem Start mit Passagier auf dem Flughafen Köln-Bonn - Einholen der Startfreigabe.
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