Flugplatz Bohlhof

Rund um die Flugplätze und Flughäfen in Deutschland

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Flugplatz Bohlhof

Beitrag von swisseagle »

Nördlich unweit der Deutsch-Schweizer Grenze in der Region Klettgau, liegt auf einer weiten Hochebene der Segelflugplatz Bohlhof. Dieses wunderschöne Fluggelände, ein Idyll inmitten unverbauter Natur, ist für Segelflugzeuge, Motorsegler, Schleppflugzeuge und neuerdings auch für Ultraleicht-Flieger zugelassen.
In früheren Jahren fuhr ich hin und wieder zum Bohlhof, um mir den Flugbetrieb anzusehen und die Atmosphäre auf diesem Platz zu geniessen. Dort konnte man im Garten eines Bauerhofes auf dem Gelände urgemütlich Getränke und auch kleinere hausgemachte Speisen konsumieren, wovon ich während meiner Anwesenheit stets gerne Gebrauch machte.
Einmal lud mich ein Fliegerkamerad spontan zu einem kurzen Rundflug im Motorsegler ein, um mir die Umgebung des Fluggeländes zu zeigen. Eine nette Geste. Das Besondere an diesem Platz ist das Gefühl, von einem überdimensionalen Flugzeugträger zu starten. Uberfliegt man nach dem Start die westliche oder östliche Hangkante, befindet man sich bereits hoch über Grund fast auf Reiseflughöhe. Da der Bohlhof im Anflugbereich des Flughafens Zürich liegt, ist der Flugbetrieb restriktiven Höhenbeschränkungen unterworfen. Der Start von der Hochebene erlaubt es jedoch auch den Segelfliegern, sich vom Platz zu entfernen und ausserhalb des kontrollierten Luftraumes auf grössere Höhen zu steigen.
Einmal traf ich auf einen alten Herrn, der am Platzrand den Flugbetrieb beobachtete. Wir führten ein sehr interessantes Gespräch über die Geschichte des Flugplatzes, unter anderem während der Zeit des zweiten Weltkrieges. Damals hatte die deutsche Luftwaffe das Gelände in Beschlag genommen und bildete dort ihren fliegerischen Nachwuchs aus.
Die streng bewachte und nahezu undurchlässige Grenze zu Schweiz verhinderte offensichtlich nicht, dass sich dort recht abenteuerliche Ereignisse während dieser Zeit abspielten, die fast an mafiose Umtriebe erinnerten.
Die Schweizer Luftwaffe verfügte über deutsche Messerschmitt-Jagdflugzeuge und benötigte immer wieder Ersatzteile, die während der Kriegsjahre nicht einfach zu beschaffen waren. Auf deutsche Seite waren Genussmittel, wie Zigaretten, Schokolade, Spirituosen etc. hoch begehrte Mangelware, die schwierig zu "organisieren" war.
So entwickelte sich ein hochgeheimer und offiziell streng verbotener "kleiner Grenzverkehr" nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere."
Gemäss dem Bericht meines Gesprächspartners flog nach gegenseitiger Kontaktaufnahme ein Kurierflugzeug von Typ "Fieseler Storch" über die Grenze, landete auf einer einsamen Wiese in der Schweiz, wo sich Hasen und Füchse gute Nacht sagten und entlud mit laufendem Motor die begehrten Ersatzteile für die Messerschmitt-Maschinen. Dann wurden die ebenso begehrten Genussmittel in das Kurzstartflugzeug verfrachtet und ab ging es über die Grenze zurück zum Bohlhof.
Ein hoch riskantes Unternehmen - aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen. Hätten höhere Militärs oder politische Kreise davon Wind bekommen, wäre wohl die Hölle los gewesen. So aber galt offenbar das Prinzip: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus...... :cry:


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