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Flugplatz Ascona - das war einmal

Verfasst: 10.06.2019 14:29
von swisseagle
Wenn ein Flugplatz dauerhaft geschlossen wird, ist das - für jeden Piloten und nicht nur für mich - sehr schmerzlich. In unserer heutigen Zeit, in der man schon fast krankhaft auf jedes Geräusch aus der Luft reagiert, wird es immer mühsamer, für stillgelegte Flugplätze Ersatz zu finden; oft ist es nahezu unmöglich.
So manche Ferien hatte ich seit vielen Jahren u.a. in der Sonnenstube der Schweiz, im Tessin verbracht. Neben der südlichen Landschaft und der entsprechenden Lebensart hatten mich immer wieder die Flugplätze Locarno und Ascona angezogen. Nicht ausschliesslich wegen der Fliegerei, sondern auch wegen der guten und gemütlichen Flugplatzrestaurants.
Ein ganz spezieller Flugplatz, inzwischen zu meinem grossen Bedauern nicht mehr existent, war Ascona. Schon seine Lage - etwas Besonderes: Die kurze Asphaltpiste war rechts und links von Wohn- und Ferienhäusern gesäumt, dass man auf den ersten Blick den Eindruck hatte, auf eines der Fliegerdörfer gestossen zu sein, in denen die Flugzeugeigentümer ihre Keinflugzeuge in der eigenen Garage parken und direkt vor dem Haus abheben können. So war es jedoch nicht.
Als ich wieder einmal mit meiner Gattin von unserem Feriendomizil zum Flugplatz wanderte, stand da eine kleine knallgelbe Piper Pa 18. Diese war unwiderstehlich und schon hatte ich einen Rundflug vereinbart. Ich nahm auf dem Rücksitz Platz und flog mit meinem Piloten auf den Lago Maggiore hinaus. Nach einer weiten Runde über dem See, flogen wir ein gutes Stück den Fluss Maggia hinauf, drehten auf Gegenkurs und sanken wieder unserem kleinen Platz entgegen. Der Anflug war recht ungewöhnlich: Nicht nur, dass sich der Pistenanfang einige Meter unterhalb einer unmittelbar davor liegenden Autostrasse befand sondern dass auch noch ein älteres Haus direkt im Endanflug im Weg stand. Ein Stück vor Pistenbeginn schlug die kleine Piper einen Haken und setzte den Anflug gradlinig bis zum Aufsetzen fort. Interessant - aber etwas gewöhnungsbedürftig.

Der Reiz des Flugplatzes Ascona blieb dauerhaft an mir haften. Während der Ferien im kommenden Jahr wandte ich mich auf dem Flugplatz Locarno-Magadino an einen dortigen Fluglehrer, mit dem ich von diesem wesentlich grösseren Platz aus Anflüge auf die Piste in Ascona trainieren wollte. Schnell waren wir uns einig und kurz darauf sass ich in einem Sportflugzeug aus französischer Produktion, einer Robin ATL. Ein leichtes Motorflugzeug, vergleichbar mit einem Reisemotorsegler. Die Besonderheit an diesem Flugzeug - das V-Leitwerk. Auf meinen etwas bedenklichen Gesichtsausdruck reagierte der Lehrer gelassen."V-Leitwerk - kein Problem, fliegt sich ganz normal", meinte er. Und so war es. Wir starteten auf den See hinaus und trainierten drei Landeanflüge auf Ascona bis dicht über die Piste, mit anschliessendem Durchstarten. Der ungewohnte Flieger war völlig problemlos zu handhaben und vergleichbar mit den vertrauten Motorseglern.

Die endgültige Schliessung des Flugplatzes Ascona vor einigen Jahren empfand ich als sehr bedauerlich. Die beiden Plätze Locarno-Magadino und Ascona lagen wohl zu dicht beieinander, um den Flugbetrieb auf dem einen wie auf dem anderen Flugfeld aufrecht zu erhalten. Ascona lag zudem inmitten eines Wohngebietes, was bei dem gesteigerten Umweltbewusstsein über kurz oder lang wohl zu Problemen geführt hätte. Locarno-Magadino im Tessin - ein sehr schöner und problemloser Flugplatz, besteht zum Glück weiterhin. Dieser war schon wiederholt ein attraktives Ziel für jährliche Checkflüge nebst Alpenüberquerungen mit Fluglehrer. Dabei lässt sich die Pflicht mit der Kür verbinden: Landung in Locarno-Magadino, Pizzagenuss im Garten des Flugplatzrestaurantes; anschliessender Rückflug in ca. 1 h 10 min. über den Gotthardpass in die Deutschschweiz. Da lässt sich Ascona wenigstens ein bisschen verschmerzen.