Mit Lufthansa Boeing 720 nach Beirut

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swisseagle
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Mit Lufthansa Boeing 720 nach Beirut

Beitrag von swisseagle »

In den Sechzigerjahren begann sich der Flugreisetourismus sprunghaft zu entwickeln. Nach den Standardzielen Balearen, den Kanaren und einigen Mittelmeer-Anrainerstaaten gerieten auch andere, etwas abseits gelegene Ziele, in den Fokus der Reiseveranstalter. So auch der Libanon mit seiner Hauptstadt Beirut, damals als Paris des Nahen Ostens bekannt. Heute, im Spannungsfeld des Nahen Ostens, würde ich ein solches Reiseziel wohl nicht mehr ins Auge fassen.
Mein Flug war eigentlich mit der deutschen Ferienfluggesellschaft Condor vorgesehen, wurde jedoch vertretungsweise von der Deutschen Lufthansa mit einer Boeing 720 (Frankfurt-Beirut) durchgeführt.

Zum ersten Mal flog ich mit einem vierstrahligen Jet in einer Höhe von 13'000 Metern. Die Grenze zum Weltraum zeigte sich von oben mit einem schon schwarzen Himmel. Der vorangegangene Sonnenaufgang bildete ein wahres Feuerwerk an Strahlen, phantastisch und unvergesslich.

Beirut war eine moderne pulsierende Stadt mit exklusiven Geschäften, Restaurants und vielen Vergnügungsmöglichkeiten. Mein Hotel lag direkt am Strand, leider jedoch direkt in der Ausflugschneise des Flughafens Beirut. Während des Tages und auch in der Nacht donnerten die schweren Jets nach dem Start in wenigen hundert Metern Höhe über das Hotel auf das Meer hinaus. Heute würde das niemand mehr hinnehmen. Damals war man jedoch von dem exotischen Reiseerlebnis so fasziniert, dass man dieses Tiefflugerlebnis mehr oder weniger erduldete. Ueber die Sicherheit mussten sich die Touristen in der westlich geprägten Stadt keine Sorgen machen. So fuhr ich ab und zu abends zur Bowling-Bahn am Flughafen, um mich dort etwas sportlich zu betätigen oder besuchte ein sehr schönes gepflegtes Lokal an den Ausläufern des Libanongebirges, wo ich erstaunlicherweise exzellente Frankfurter Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffeln nebst Bier konsumieren konnte.
Mit einem deutschen Touristenpaar, das ich am Strand kennengelernt hatte, mieteten wir als Taxi einen amerikanischen Strassenkreuzer. Der Fahrer erreichte auf der Küstenstrasse eine weder vorher noch nachher je wieder erlebte Geschwindigkeit von knapp über 200 km/h. Wir unternahmen einen Tagesausflug in die syrische Hauptstadt Damaskus, in der gerade eine Industriemesse der damaligen DDR stattfand. Die Fahrt über das Libanongebirge mit seinen gepflegten Luftkurorten und Wintersporteinrichtungen war sehr eindrücklich. Dann ging es in der Ebene teilweise durch Wüstengelände, in dem weder Baum noch Strauch zu sehen waren. Immer wieder mussten wir uns an Kontrollposten mit Maschinengewehrstellungen ausweisen, konnten jedoch immer problemlos passieren. Auch Damaskus zeigte sich als interessante moderne Stadt. Gegenüber dem Hauptbahnhof von Damaskus kehrten wir in einem guten Lokal ein, wo ich mit einem Riesenhunger einen Teller Spaghetti mit Tomatensouce verzehrte. Es waren die besten Spaghetti meines Lebens - wohl hungerbedingt...
Anlässlich der bereits erwähnten Industriemesse der DDR hingen überall schwarz-rot-goldenen Fahnen, jedoch mit den Insignien des sozialistischen deutschen Staates - für uns Westler doch etwas gewöhnungsbedürftig.

Während der Rückfahrt nach Beirut besuchten wir noch die historischen Tempelanlagen von Baalbek in der Bekaa-Ebene; ein echtes Erlebnis. Dann war wieder Baden und Strandleben angesagt. Bei weiteren Taxifahrten in der Stadt fiel immer wieder auf, dass die Fahrer ihre Wagen aus dem Stand heraus im vierten Gang mit schleifender Kupplung beschleunigten. Benzin sparen war der Grund - so die lapidare Auskunft. Und das inmitten von Erdölländern. Höchst erstaunlich. Die Taxifahrer waren auch notorische Ignoranten von roten Ampeln. Sie fuhren im dichtesten Verkehr über die Kreuzungen, ohne sich darum zu kümmern, ob die Signale auf rot, gelb oder grün standen. Irgendwie funktionierte das trotzdem.

Eines Abends ging es aufgrund einer Einladung zu einem Grillfest bis nahe an die israelische Grenze. Die politischen Aversionen und Spannungen waren bereits damals sehr deutlich zu spüren. Trotzdem taten diese der Entspannung bei Speis und Trank sowie Wasserpfeifen rauchenden Gastgebern keinen Abbruch - da ja nicht geschossen wurde...…

Nach zwei Wochen Ferien im nahen Osten und so manchen interessanten Erlebnissen während meiner Reise, war ich doch froh, an Bord unserer Lufthansa Boeing wieder in Richtung Heimat zu fliegen.....
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Mit Boeing 720 Frankfurt-Beirut
Mit Boeing 720 Frankfurt-Beirut
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Sonnenaufgang auf 13000 m Höhe
Sonnenaufgang auf 13000 m Höhe
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