Constanza-Bukarest: Mit IL 14 der Tarom

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swisseagle
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Constanza-Bukarest: Mit IL 14 der Tarom

Beitrag von swisseagle »

Eine zweite Reise nach Rumänien mit der Iljuschin IL 18 führte mich Mitte der Sechzigerjahre nochmals zu einem Badeort am Schwarzen Meer. Von dort unternahm ich eine zweitägige Flugreise mit einer Iljuschin 14 vom Flughafen Constanza nach Bukarest. Dieser Flug mit dem zweimotorigen russischen "Kolbenschüttler" hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist:
Schon beim Boarding bemerkte ich gegenüber unseren westlichen Passagierflugzeugen einige ungewohnte Besonderheiten:
Statt das Handgepäck in den üblichen Gepäckfächern über den Sitzen zu deponieren, legte man es einfach auf offene Gepäcknetze über den Köpfen - ähnlich wie bei der guten alten Eisenbahn. An der Trennwand zum Cockpit prangte ein grösseres rundes Instrument, das ich nicht sofort identifizieren konnte. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Höhenmesser handelte, der den Fluggästen zuerst den kontinuierlichen Steigflug und anschliessend den Sinkflug anzeigte. Keine schlechte Idee.
Rumpelnd und mit einer blauen Rauchwolke startete zuerst der eine und kurz darauf der zweite Motor. Nach dem Warmlaufen setzte sich unser Iljuschin in Richtung Startbahn in Bewegung - vorbei an einer Kette MIG 15 Düsenjägern der rumänischen Luftwaffe, die sich zu ihren Trainingsflügen aufmachten. Dröhnend starteten wir bald darauf und nahmen Kurs auf die Hauptstadt Bukarest. Ein Blick aus dem Fenster war nicht gerade vertrauenserweckend: Ich blickte auf eine ölverschmierte Triebwerksgondel und machte mir im Stillen so meine Gedanken. Vor einiger Zeit waren deutsche Touristen, die mit einer IL 14 von München an die Schwarzmeerküste unterwegs waren, in der Nähe der Stadt Arad in Rumänien wegen technischer Probleme abgestürzt. Ueberlebt hatte niemand.

Wir stiegen unserer Reiseflughöhe entgegen, als unser Flieger plötzlich mit den Tragflächen zu wackeln begann. Was soll denn das, dachte ich noch, als sich mir der Grund des Manövers auftat. Eine MIG 15 umkreiste uns mehrmals, ebenfalls mit den Tragflächen wackelnd. Aha - Kollegen also...
Der weitere Flug über bewaldete Bergrücken war ruhig und bis zur Landung in Bukarest ohne besondere Ereignisse.

Die rumänische Hauptstadt war durchsetzt mit interessanten alten Bauwerken und martialischen Denkmälern im sowjetischen Stil. Ein echtes Highlight waren die sehr zahlreichen schönen Parkanlagen, die mit ihrem hohen Erholungswert die ganze Stadt durchzogen. Ueberall war es fast klinisch sauber - sowohl auf Strassen und Plätzen, als auch in den vielen Anlagen.

Ein Ausflug nach Kronstadt in Siebenbürgen zeigte eine überraschend moderne Stadt und bot geradezu excellente Hotels und Restaurants. In einem herrliches alten Schloss an den Ausläufern der Karpaten waren äusserst interessante Kunstschätze zu bewundern.

Am Abend des zweiten Reisetages ging es von Bukarest wieder zurück nach Constanza. Als alle Passagiere an Bord waren, kamen der Kapitän und sein Co. Wer Herren in Uniform erwartet hatte, staunte nicht schlecht. In dunkle Lederjacken gekleidet, mit Baskenmützen auf dem Kopf und mit einer abgegriffenen Ledermappe, aus deren Ecke eine Thermosflasche ragte, nahmen sie auf dem linken und rechten Sitz ihres "Allerheiligsten" Platz. Die Tür zum Cockpit blieb offen.

Start in die Nacht - der Zeiger des Höhenmessers an der Kabinenwand wanderte langsam aber stetig nach oben. Rundum undurchdringliche Dunkelheit. Die beiden Flieger im Cockpit machten plötzlich einen nervösen Eindruck. Der Copilot kramte schliesslich ein Werkzeugset hervor und begann die Schrauben des Funkgerätes auf seiner Seite zu lösen. Bald darauf zog er das ganze Instrument aus seiner Halterung, drehte es hin und her und stocherte mit seinem Schraubenzieher darin herum. Offensichtlich mit Erfolg, denn anschliessend versschwand das Gerät in seiner Halterung und die Situation beruhigte sich wieder. Der Rest des Fluges verlief ziemlich eintönig, da man aus dem Fenster nur in die Dunkelheit sah. So machte ich mich auf, um mir in der halb leeren Kabine etwas die Füsse zu vertreten. Ich wanderte den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen einige Male auf und ab, als ich plötzlich draussen rote Lichter vorbeihuschen sah. Kurz darauf rummste es, wir waren in Constanza gelandet. Weder aus dem Cockpit noch von den beiden Flugbegleiterinnen kam ein Hinweis, dass sich die Fluggäste anschnallen sollten. Eine wahrlich archaische Fliegerei. Quintessenz: Wer eine Reise tut, kann was erzählen....…….. :roll:
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Schlossanlage in den Karpaten
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Kronstadt Siebenbürgen
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Eine der vielen Parkanlagen in Bukarest
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Historisches Gebäude in Bukarest
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Historisches Gebäude in Bukarest
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Strassenbild in Bukarest
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Unsere IL 14 der TAROM
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Nach dem Start in Constanza
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MIG 15 (Symbolbild)
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IL 14 - Bild (Symbolbild)
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