Das zwiespältige Flugstundenkonto

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Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Das zwiespältige Flugstundenkonto

Beitrag von swisseagle »

Wenn ich speziell in Unfallberichten von "sehr erfahrenen" Cockpitbesatzungen mit Tausenden von Flugstunden lese, dann reizt es mich immer wieder, diese Zahlen in ein objektiveres Licht zu rücken, als diese von oft Luftfahrt unkundigen Journalisten dargestellt werden. Meine weit über eintausend Flugstunden als langjähriger Hobbyflieger wurden von der ersten bis zur letzten Flugstunde ausschliesslich von Hand und ohne Berücksichtigung von Blockzeiten geflogen. Ganz anders sieht dieses Bild bei den geflogenen Stunden im Linien- und Frachtverkehr oder weitgehend auch beim Businessverkehr aus:

Die mit modernster Elektronik geradezu vollgestopften kommerziell eingesetzten Luftfahrzeuge bieten ihren Piloten kaum noch Gelegenheit, rein fliegerische Aktivitäten umzusetzen. Moderne Flight-Management-Systeme nehmen den Cockpitbesatzungen so viele Aufgaben ab, dass ihre überwiegende Tätigkeit während eines Fluges vor allem noch in der Programmierung und Ueberwachung der Computer und der komplizierten Technik besteht. Obwohl diese Art des Fliegens ganz wesentlich zur Erhöhung der Sicherheit beigetragen und den heute sehr sicheren Luftverkehr erst möglich gemacht hat, kann vom Fliegen im ursprünglichen Sinne wohl keine Rede mehr sein. Viele Piloten der Grossluftfahrt sind daher immer wieder auf Flugplätzen der allgemeinen Luftfahrt anzutreffen, um zur Abwechslung den Steuerknüppel eines Kleinflugzeuges oder Segelflugzeuges "rühren" zu dürfen und echtes Fliegen zu erleben. Heutige Kapitäne und ihre Copiloten fliegen nicht mehr selbst sondern sie werden geflogen, wobei die Anforderungen nach wie vor sehr hoch sind, besonders dann, wenn die Technik einmal nicht so spielt, wie sie sollte.

Statt von erfahrenen Piloten mit tausenden "Flugstunden" sollte man zutreffender von routinierten System-Managern sprechen, die - je länger sie bereits im Cockpit Dienst tun - ihre anspruchsvolle Technik immer perfekter beherrschen. Wie gross der Unterschied zwischen einem Airliner und einen Kleinflugzeug ist, konnte ich vor vielen Jahren als Gast in einem Flugsimulator der damaligen Swissair erleben. Der Start mit einer DC-10 verlief mit den vorgegebenen Werten nahezu problemlos, auch die weite Platzrunde fühlte sich noch halbwegs professionell an. Beim Landeanflug auf den Flughafen Zürich begannen dann die Schwierigkeiten durch das träge Reagieren des Grossflugzeuges auf die Steuereingaben. Der Anflug war total missraten und endete mit einem Crash an der Hügelkette im Osten des Flughafens. Fliegen hat eben sehr differenzierte Facetten...………. :roll:


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