Gegenwärtig blicke ich auf sechzig Jahre aktiven Flugsport zurück. Ich gehöre noch zur Kriegsgeneration, eine Zeit, in der Mangel an allem zur Tagesordnung gehörte. Und auch in den ersten Nachkriegsjahren war man alles andere als auf Rosen gebettet. Von den vielfältigen sportlichen, kulturellen, Reise- und materiellen Möglichkeiten unserer Gegenwart konnte man damals noch nicht einmal träumen.
1961, als ich meine Segelflugausbildung begonnen hatte, besass ich weder einen Fahrzeugführerschein, von einem Auto ganz zu schweigen. Das eigene Fahrrad für den Weg zum Flugplatz hatte bereits Luxusstatus. Die Möglichkeit, mit sehr geringem finanziellen Aufwand eine Flugausbildung zu absolvieren, gereichte zu einer fast grenzenlosen Begeisterung.
Die Wochenenden auf unserem süddeutschen Militärflugplatz waren für uns Jugendliche Traum und Erfüllung zugleich. Schulflug um Schulflug im Doppelsitzer an der Schleppwinde oder im Flugzeugschlepp hinter einer militärischen Dornier Do 27 liessen alle anderen jugendlichen Bedürfnisse verblassen. Der erste Alleinflug, der Erwerb des Flugzeugführerscheines für Segelflieger - unvergessliche Highlights.
Weiter gings mit dem Segelflug - durch eine berufliche Veränderung - für fast zehn Jahre auf dem Flughafen Köln-Bonn. Schulflüge mit dem Doppelsitzer "Bergfalke", anschliessend Alleinflüge mit dem spartanischen "Cabrio"-Einsitzer "Grunau Baby", Erwerb der Flugfunklizenz, Umschulung auf die Leistungssegler Ka 8b und SF-27 sowie den Doppelsitzer Scheibe Bergfalke III.
Eine Krönung war dann das silberne Leistungsabzeichen für Segelflug - die "Silber-C" Viele mehrstündige Thermik- und Streckenflüge gereichten zu grossartigen Flugerlebnissen mit so mancher spannenden Aussenlandung in der "Pampa".
Durch den heiratsbedingten Wechsel in die Schweiz erwarb ich in den Siebzigerjahren die Erweiterung für Reisemotorsegler und die Schweizer Lizenz für Segelflugzeugführer mit TMG-Erweiterung.
Als Charterkunde meines Flugunternehmens bot sich die Möglichkeit, meinem Flugsport mit erheblich geringerem Zeitaufwand als beim reinen Segelfliegen, nachzugehen. Unzählige Flugstunden über den reizvollen Landschaften der Schweiz bis ins Hochgebirge bleiben unvergessliche Erlebnisse. Dank einer wesentlich solideren finanziellen Situation als in den Jugendjahren waren die Kosten für das unabhängige Chartern kein Problem mehr.
Mit Genugtuung und Dankbarkeit blicke ich auf die vielen unfallfreien Jahre meiner flugsportlichen Betätigung zurück.
Das Fliegen bietet neben grandiosen Erlebnissen speziell für Jugendliche eine sehr wertvolle Erziehung zu Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, kameradschaftlichem Handeln und vermittelt viele Fähigkeiten, die auch abseits des Flugplatzes immer wieder sehr nützlich sein können.
Daher meine bescheidene Empfehlung an junge Leute, die vielleicht etwas orientierungslos sein mögen: Lernt Fliegen - ihr werdet es nicht bereuen.....
