Mit der IL 18 ans Schwarze Meer
Verfasst: 04.11.2018 18:52
1963 steckte der Flugtourismus noch in den Kinderschuhen. Flüge hinter den "Eiserenen Vorhang", also in Länder des damals abgeschotteten Ostblocks, begannen gerade erst und waren eine besondere Rarität. Als ich im September 1963 eine Flugreise an die rumänische Schwarzmeerküste buchte, ahnte ich zum Glück von der kurz bevorstehenden Kubakrise, die sich fast zu einem Atomkrieg ausweitete, noch nichts. Sonst wäre ich wohl zu Hause geblieben.
So flog ich in bester Reiselaune mit einer zweimotorigen Convair Metropolitan der deutschen Lufthansa von Köln-Bonn nach Frankfurt. Von dort reiste ich mit einer viermotorigen russischen Turbopropmaschine von Typ Iljushin IL 18 der staatlichen rumänischen Fluggesellschaft TAROM weiter nach Constanza am Schwarzen Meer.
Von der IL 18 war ich sofort positiv beeindruckt. Eine durch Trennwände in drei Sektoren geteilte Kabine (keine first-class), bequeme Fluggastsitze und eine Atmosphäre, die man als recht angenehm empfand.
Als die vier Turboproptriebwerke mit ihren mächtigen Vierblattpropellern der Reihe nach angelassen wurden, konnte man schon die gewaltige Kraft, die in diesen Turbinen steckte, erahnen. Bei Dunkelheit rollten wir kurz darauf zur Startbahn und setzten uns mit der enormen Leistung dieser Propjets in Bewegung. Das auf und abschwellende tiefe Brummen und die Vibrationen der Turbotriebwerke empfand ich schon als etwas ganz anderes als den Sound der Kolbenmotoren der Convair Metropolitan, mit der ich vorher in Frankfurt angekommen war. Mit Düsenmaschinen war ich bis dahin noch nicht geflogen.
Der Flug dauerte - wenn ich mich richtig erinnere - ca. 3 1/2 Stunden. Nach dem Erreichen der Reiseflughöhe servierten die korrekten, aber etwas distanzierten Flugbegleiterinnen ein reichhaltiges Abendessen sowie Getränke nebst Kaffee oder Tee und einem Dessert. Anschliessend lehnten sich die meisten Fluggäste müde in ihren Sitzen zurück. Ich sah aus dem Fenster auf die im Mondlicht glänzende Tragfläche und die scheibenartig rasenden Propeller. Dann plötzlich ein dumpfer Knall. Alles schreckte auf - aber es war keine Bombe sondern nur eine grosse Reisetasche, die von einem Gepäckfach in den Gang gefallen war.
Landung in Constanza am Schwarzen Meer. Dieser Flughafen wurde zum Teil miliärisch und zivil genutzt. Auf dem Platz waren russische Düsenjäger vom Typ MIG 15 stationiert, die während meiner Badeferien am sieben Kilometer langen, gepflegten Sandstrand täglich bei ihren Uebungen zu beobachten waren aber gegen das Meeresrauschen nie störend wirkten. Hin und wieder flog ein Kurierflugzeug im Tiefflug den ganzen Strand entlang und verschwand dann wieder. Der Badeort Mamaia mit seinen neuen Hotels in modernem Baustil hatte mich damals sehr beeindruckt. Alles war einfach, aber sehr sauber und gepflegt, auch die ausgedehnten Bepflanzungen und Blumengärten rund um die Hotels. Der endlos lange Sandstrand wurde jeden Morgen mit einem Traktor und angehängtem Ackergerät von jeglichem Unrat gesäubert. Auch die Menschen verhielten sich gegenüber uns Westlern, dem angeblichen "Klassenfeind", sehr zuvorkommend und freundlich. Hatte man irgendein gesundheitliches Problem (z.B. einen kräftigen Sonnenbrand) konnte man sich in der nahen Polyklink professionell und kostenlos behandeln lassen. Vom heutigen Massentourismus, bei dem sich die Badegäste oft wie die Sardinen an den Stränden drängen, war damals noch absolut nichts zu spüren. Ich genoss eine Individualität während meiner Badeferien, von der man heute an den meisten Destinationen nur noch träumen kann.
Nach zwei Wochen ging es sonnenbräunt und erholt wieder zurück nach Hause. Diesmal wieder mit der IL 18 - aber noch bei Tageslicht am Nachmittag. Im Reiseflug durfte ich das Cockpit der Iljushin besuchen. Aus der grosszügig rundum verglasten Kanzel war die Sicht sehr gut. Die vierköpfige Besatzung empfing mit aufgeschlossen und freundlich. Der Kapitän sass entspannt in seinem linken Sitz und las entrückt in einem Roman. Sein Co sah abwechselnd aus dem Fenster oder kontrollierte die Instrumente. An einer Seite des Cockpits residierte der Funker an seinem kleinen Pult mit aufgesetzten Kopfhörern - nicht aber mit einem Mikrofon - sondern mit der alt ehrwürdigen Morsetaste. Auf der gegenüber liegenden Seite brütete der Bordmechaniker über einigen Listen.
Diese Reise liegt lange zurück - aber sie war ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis, das bis heute in vielen Details in meiner Erinnerung verankert ist.
So flog ich in bester Reiselaune mit einer zweimotorigen Convair Metropolitan der deutschen Lufthansa von Köln-Bonn nach Frankfurt. Von dort reiste ich mit einer viermotorigen russischen Turbopropmaschine von Typ Iljushin IL 18 der staatlichen rumänischen Fluggesellschaft TAROM weiter nach Constanza am Schwarzen Meer.
Von der IL 18 war ich sofort positiv beeindruckt. Eine durch Trennwände in drei Sektoren geteilte Kabine (keine first-class), bequeme Fluggastsitze und eine Atmosphäre, die man als recht angenehm empfand.
Als die vier Turboproptriebwerke mit ihren mächtigen Vierblattpropellern der Reihe nach angelassen wurden, konnte man schon die gewaltige Kraft, die in diesen Turbinen steckte, erahnen. Bei Dunkelheit rollten wir kurz darauf zur Startbahn und setzten uns mit der enormen Leistung dieser Propjets in Bewegung. Das auf und abschwellende tiefe Brummen und die Vibrationen der Turbotriebwerke empfand ich schon als etwas ganz anderes als den Sound der Kolbenmotoren der Convair Metropolitan, mit der ich vorher in Frankfurt angekommen war. Mit Düsenmaschinen war ich bis dahin noch nicht geflogen.
Der Flug dauerte - wenn ich mich richtig erinnere - ca. 3 1/2 Stunden. Nach dem Erreichen der Reiseflughöhe servierten die korrekten, aber etwas distanzierten Flugbegleiterinnen ein reichhaltiges Abendessen sowie Getränke nebst Kaffee oder Tee und einem Dessert. Anschliessend lehnten sich die meisten Fluggäste müde in ihren Sitzen zurück. Ich sah aus dem Fenster auf die im Mondlicht glänzende Tragfläche und die scheibenartig rasenden Propeller. Dann plötzlich ein dumpfer Knall. Alles schreckte auf - aber es war keine Bombe sondern nur eine grosse Reisetasche, die von einem Gepäckfach in den Gang gefallen war.
Landung in Constanza am Schwarzen Meer. Dieser Flughafen wurde zum Teil miliärisch und zivil genutzt. Auf dem Platz waren russische Düsenjäger vom Typ MIG 15 stationiert, die während meiner Badeferien am sieben Kilometer langen, gepflegten Sandstrand täglich bei ihren Uebungen zu beobachten waren aber gegen das Meeresrauschen nie störend wirkten. Hin und wieder flog ein Kurierflugzeug im Tiefflug den ganzen Strand entlang und verschwand dann wieder. Der Badeort Mamaia mit seinen neuen Hotels in modernem Baustil hatte mich damals sehr beeindruckt. Alles war einfach, aber sehr sauber und gepflegt, auch die ausgedehnten Bepflanzungen und Blumengärten rund um die Hotels. Der endlos lange Sandstrand wurde jeden Morgen mit einem Traktor und angehängtem Ackergerät von jeglichem Unrat gesäubert. Auch die Menschen verhielten sich gegenüber uns Westlern, dem angeblichen "Klassenfeind", sehr zuvorkommend und freundlich. Hatte man irgendein gesundheitliches Problem (z.B. einen kräftigen Sonnenbrand) konnte man sich in der nahen Polyklink professionell und kostenlos behandeln lassen. Vom heutigen Massentourismus, bei dem sich die Badegäste oft wie die Sardinen an den Stränden drängen, war damals noch absolut nichts zu spüren. Ich genoss eine Individualität während meiner Badeferien, von der man heute an den meisten Destinationen nur noch träumen kann.
Nach zwei Wochen ging es sonnenbräunt und erholt wieder zurück nach Hause. Diesmal wieder mit der IL 18 - aber noch bei Tageslicht am Nachmittag. Im Reiseflug durfte ich das Cockpit der Iljushin besuchen. Aus der grosszügig rundum verglasten Kanzel war die Sicht sehr gut. Die vierköpfige Besatzung empfing mit aufgeschlossen und freundlich. Der Kapitän sass entspannt in seinem linken Sitz und las entrückt in einem Roman. Sein Co sah abwechselnd aus dem Fenster oder kontrollierte die Instrumente. An einer Seite des Cockpits residierte der Funker an seinem kleinen Pult mit aufgesetzten Kopfhörern - nicht aber mit einem Mikrofon - sondern mit der alt ehrwürdigen Morsetaste. Auf der gegenüber liegenden Seite brütete der Bordmechaniker über einigen Listen.
Diese Reise liegt lange zurück - aber sie war ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis, das bis heute in vielen Details in meiner Erinnerung verankert ist.