Nostalgie: Mit Boeing 707 nach Südafrika

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swisseagle
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Nostalgie: Mit Boeing 707 nach Südafrika

Beitrag von swisseagle »

Heute sind Langstreckenflüge fast schon etwas Alltägliches und auch für den normalen Flugreisenden durchaus erschwinglich. Viele internationale Fluggesellschaften verbinden weltweit Länder und Kontinente mit einem dichten und häufig frequentierten Streckennetz.

Als ich am 24. Dezember 1971 mit meiner Gattin an Bord einer Boeing 707 der South African Airways, mit Zielflughafen Johannesburg in Südafrika ging, sah das noch etwas anders aus. Südafrika war eine Destination, die unendlich weit entfernt schien, ziemlich unbekannt und fast ein Abenteuer. Dass wir ausgerechnet am Weihnachtsabend flogen, gab dem Ganzen eine ganz besondere Note.
Wir starteten auf dem Flughafen Zürich in die beginnende Nacht hinein und freuten uns über die komfortablen Platzverhältnisse, da der Flieger nur etwa zur Hälfte besetzt war. Die erste Zwischenlandung erfolgte in LIssabon, Portugal. Nach dem erneuten Start ging es auf den weiten Atlantik hinaus. Wegen der damaligen Apartheidpolitik (Rassentrennung) durfte die südafrikanische Airline SAA den afrikanischen Kontinent nicht überfliegen sondern musste über dem Südatlantik an der Westküste Afrikas entlang Richtung Johannesburg fliegen.

Als wir die Reiseflughöhe erreicht hatten, wurde ein feines Weihnachtsmenü serviert, dem wir genussvoll zusprachen. Anschliessend bestellten wir zur Feier des Abends noch eine Flasche Sekt und hörten von einem Tonbandgerät Weihnachtslieder. Nicht genug damit. Als das Geschirr abgeräumt war, stellten wir zwei Kerzen auf das ausklappbare Tablett der Sitzlehne vor uns und zündeten diese für eine originale Weihnachtsstimmung an. Heute würde man dafür wahrscheinlich gleich in Handschellen gelegt; damals ernteten wir nur einen etwas konsternierten Blick der Flugbegleiterinnen.

Der Flug verlief absolut turbulenzfrei und die Stunden rannen dahin. Bald machte sich angenehme Müdigkeit breit. Meine Gattin und ich belegten jeweils eine der vielen leeren Dreier-Sitzreihen, streckten uns darauf aus und legten den Kopf auf Kissen, die wir unterhalb der Fenster platziert hatten. Draussen herrschte stockdunkle Nacht und kein Licht drang zu uns herauf. Ich blickte nach oben durch das Fenster in den sternenübersähten Himmel: nur der regelmässige Schein des sich ständig drehenden roten Positionslichtes war draussen zu sehen. Die vier Triebwerke arbeiteten mit immer gleichem Ton und bald schlief ich in der abgedunkelten Kabine ein.

Plötzlich weckte mich eine Ansage des Kabinenpersonales, dass wir in den Sinkflug übergehen und auf der Insel Ilha do Sal (Kapverdische Inseln) einen Tankstop einlegen würden. Ilha do Sal war mir völlig unbekannt: ich hatte damals noch nie davon gehört. Immer weiter sanken wir durch die rabenschwarze Nacht, als plötzlich Lichter unter uns vorbeihuschten und die Boeing aufsetzte. Wir rollten bis vor ein sehr kleines Empfangsgebäude, das eher einem Feldflugplatz als einem Flughafen angemessen erschien. Während wir über die herangerollte Treppe nach unten auf das Vorfeld stiegen, schlug uns trotz tiefer Nacht feuchtheisse Tropenluft entgegen, die fast den Atem nahm. Dann trat der Tanklaster in Aktion und bald darauf konnten wir wieder an Bord gehen. Langer Steigflug und auf Reiseflughöhe legten wir uns erneut aufs Ohr, bis die Sonne mit einem Strahlenmeer über den Horizont kam. Bald gab es Frühstück und die Boeing nahm Kurs auf das Festland, Richtung Johannesburg. Ueber weites Steppengebiet folgte bald der Sinkflug und dann die Landung auf dem Airport Johannesburg, wo uns der südafrikanische Hochsommer in vorfreudige Ferienstimmung versetzte.
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Boeing 707 SAA (Symbolbild)
Boeing 707 SAA (Symbolbild)
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