Ein wirklich seltsamer "Vogel"

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swisseagle
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Ein wirklich seltsamer "Vogel"

Beitrag von swisseagle »

Manche Erlebnisse sind so prägend, dass man sie, auch wenn sie Jahrzehnte zurück liegen, nicht vergessen kann. 1961 war ich Segelflugschüler auf dem Fliegerhorst Landsberg-Penzing. Einer unserer Fluglehrer, Inhaber einer damals bekannten Flugfunk-Gerätefirma, flog abwechselnd seinen privaten Leistungssegler vom Typ "Zugvogel". Mit diesem Flieger war er immer wieder, wenn er nicht gerade schulte, auf längeren Flügen unterwegs.
Eines Tages machte der Mann seinen Segler startklar, ohne sich jedoch ins Cockpit zu setzen. Da fuhr plötzlich eine Limousine vor und ein Individuum stieg aus dem Wagen, das man vielleicht auf einem Staatsbegräbnis, nicht aber auf einem Flugplatz vermutet hätte.
Schwarzer Anzug mit "Schwalbenschwanz"-Jackett, Lackschuhe, cremefarbenes Hemd mit hochgeschlossenem Kragen, adrette "Fliege" und schwarzer Zylinder. Haltung und Miene entsprachen einem gestandenen englischen Lord. Erster Gedanke: "Faschingsmaskerade".
Da wir uns jedoch bereits im Frühsommer befanden, konnte es sich nicht um eine Erscheinung aus närrischeren Tagen handeln. Hierzu hätte auch nicht gepasst, dass der seltsame Gast vom Besitzer des "Zugvogels" äusserst respektvoll begrüsst wurde.
Was dann geschah, liess uns junge und ältere Segelflieger fast an eine paranormale Erscheinung glauben: Die aristokratische Erscheinung stieg ins Cockpit und schnallte sich mit Hilfe unseres Fluglehrers an. Der schwarze Zylinder wurde sorgsam im Flieger verstaut. Dann rollte unser Dornier Do-27 Schleppflugzeug heran, die Haube des Seglers schloss sich. Kurz darauf entschwand unser "Lord" in die Lüfte und wurde für etwa zwei Stunden nicht mehr gesehen. Es war fast ein Erlebnis der dritten Art. Ob es sich um einen wichtigen Kunden des Luftfahrtbetriebes handelte, der in einem so unmöglichen Outfit in das Cockpit stieg - ich habe es nie herausgefunden.
Wenn man seit einem Menschenalter auf verschiedenen Segelfluggeländen präsent war und ist, kennt man die Kameraden nur in lockeren zweckmässigen Klamotten, kurzen oder langen Hosen, Jeans, einige vielleicht in einem Overall, mit den typischen weissen Sonnenschutzhüten auf dem Kopf. In Frack und Zylinder hatte ich jedoch bis heute niemand mehr angetroffen.
Für uns galt immer, dass das Tragen einer Krawatte auf dem Flugplatz ein absolutes no go ist. Wurde dieses ungeschriebene Gesetz missachtet, war schnell eine Schere zur Hand und die Krawatte war einmal eine Krawatte.
Vielleicht liest ja zufällig einer der inzwischen alten ehemaligen Kameraden hier mit und kann eventuell zur Lösung des Rätsels um den mehr als seltsamen Gast auf unserem Flugplatz beitragen. :shock:


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