Flughafen Köln-Bonn - damals

Rund um die Flugplätze und Flughäfen in Deutschland

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Flughafen Köln-Bonn - damals

Beitrag von swisseagle »

Wie schon in einigen meiner Beiträge erwähnt, war ich von Anfang der Sechziger- bis Anfang der Siebzigerjahre Segelflieger auf dem internationalen Flughafen Köln-Bonn. Die Freiheiten für uns Sportflieger dort waren so aussergewöhnlich, dass sie gegenüber heutigen Gepflogenheiten auf Flughäfen fast anarchistisch anmuten. Seit langer Zeit werden Passagiere und Gepäck vor jedem Flug gefilzt, als verberge sich hinter jedem Fluggast ein potentieller Terrorist. Da sich leider immer wieder dramatische Vorfälle (Flugzeugentführungen und Anschläge auf Flugzeuge) ereigneten, mussten die Sicherheitsvorkehrungen ständig weiter entwickelt und verschärft werden - wie sie heute eben zum Standard gehören.
Als ich seinerzeit Mitglied unserer Segelfluggruppe wurde, ging ich auf dem Flughafen Köln-Bonn fast wie zuhause ein- und aus.
Am Eingang zum Flughafengelände residierte in einem kleinen Pförtnerhäuschen ein gemütlicher älterer Herr, der sich vor allem für seine Zeitung sowie die Thermosflasche mit Kaffee zu interessieren schien. Ab und zu blickte er mit fragendem Blick auf, als man sich seinem Häuschen näherte. Dann genügte das Wort "Segelflieger* für den problemlosen Einlass.
Unser Hangar, in dem neben unseren Segelflugzeugen auch ein- und zweimotorige Privatflugzeuge abgestellt waren, grenzte direkt an das Vorfeld, auf dem auch Passagierflugzeuge parkten und für den nächsten Flug vorbereitet wurden. Manche der kessen Flugbegleiterinnen bestaunten während ihrer Pause unsere Segler, wenn wir diese aus dem Hangar ausräumten und für den Transport zum Startplatz vorbereiteten. So manche dieser Damen eröffnete uns mit leichtem Gruseln, dass sie sich nie und nimmer in einen so zerbrechlich wirkenden motorlosen Flieger setzten würde. Ansichtssache.
Es gab da auch ganz liebenswürdige Stewardessen (wie man damals sagte). Diese baten uns zwischen Ankunft und Abflug ihrer Flieger an Bord und bewirteten uns vorzüglich mit zollfreien Speisen, die vom vorangegangenen Flug übrig geblieben waren. Diese wären ansonsten im Abfall gelandet, da sie nicht mehr verzollt und verbraucht werden konnten.
Der Flugbetrieb auf dem Rasen-Sicherheitsstreifen, parallel zur Beton-Hauptstartbahn, war ein wahres El-Dorado für uns Segelflieger. Runde eintausend Meter Winden-Schleppstrecke und sehr gute thermische Verhältnisse über dem Flughafen mit seinen ausgedehnten asphaltierten oder betonierten Flächen, die von der Sonne aufgeheizt wurden und passable Aufwinde erzeugten.
Oft trafen Uebersee-Frachtflugzeuge ein. Während diese entladen wurden und auf den Rückflug warteten, kam die Cockpitbesatzung zu unserem Startplatz und wünschte sich eine Platzrunde im Segelflugzeug, was wir ihnen natürlich gerne ermöglichten.
Mit den Controllern der Flugsicherung hatten wir ein ausgezeichnetes Verhältnis. Sie ermöglichten uns einen praktisch problemlosen und sicheren Segelflugbetrieb inmitten des kommerziellen und übrigen privaten Flugverkehrs.
War Regenwetter angesagt, blieben wir Segelflieger am Boden. Langweilig wurde es trotzdem nie. Wir konnten ohne weiteres in die Glaskuppel des Towers hochsteigen und von dort den Flugbetrieb beobachten. Auch der Radarraum stand uns für die Beobachtung der An- und Abflüge offen.
Einmal hatte ich Besuch aus Berlin und wartete im Tower auf die Ankunft einer PAN-AM Boeing 727. Da mehrere Landeanflüge erfolgten, fragte ich den Lotsen, welches nun die PAN-AM Maschine sei. Dieser griff flugs zum Mikrofon, nannte die Airline und bat den Piloten, die Landelichter einzuschalten, was dieser auch tat. Als die Boeing gelandet war und am Tower vorbei zum Abstellplatz rollte, trat ich auf den Rundum-Gang des Kontrollturmes hinaus und konnte winkend mit meinem Besuch Kontakt aufnehmen, welcher am Fenster sass und ebenfalls winkte.
Ja, das waren noch Zeiten, die heute nur noch nostalgische Erinnerung sind. Damals war die Freiheit noch fast grenzenlos; nicht nur in der Luft sondern auch auf dem Gelände unseres Flughafens.


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