Piloten - und der Alkohol

Hier geht es um das Thema Sportflugzeuge aller Typen der E-Klasse

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Piloten - und der Alkohol

Beitrag von swisseagle »

Der weltweite Alkoholkonsum hat über die Jahrhunderte wohl ähnliches Unheil angerichtet - wie diverse kriegerische Ereignisse.
Selbst die Luftfahrt ist dagegen nicht gefeit, wie sich ständig wiederholende Ereignisse leider immer wieder zeigen. Dabei wäre es so einfach: Wer trinkt fliegt nicht - und - wer fliegt trinkt nicht. Diese Binsenweisheit gilt nicht nur für die Sportfliegerei und die gesamte General Aviation - sondern ganz besonders auch für die Verkehrs- und Frachtfliegerei.
Es sind keine Einzelfälle, dass Flugkapitäne, Copiloten oder andere Besatzungsmitglieder mehr oder weniger "blau" vor
Antritt ihres Dienstes oder sogar bereits im Cockpit angetroffen wurden. Hierfür muss jegliches Verständnis fehlen.
Der Weg zum Verkehrspiloten ist langwierig, steinig und kostenträchtig. Da werden Kandidaten für die Reihe Null unter zahlreichen Bewerbern ausgesiebt, fliegerisch und technisch gedrillt und ständig allen möglichen Prüfungen und Checks unterzogen, bis sie sich drei oder vier Streifen auf die Schultern heften dürfen. Dann üben sie ihren mindestens früher exklusiven Job Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr aus. Aus welchen Gründen auch immer - der Griff zum Glas mit mehr oder minder Hochprozentigem ist eine Versuchung, der viele nicht widerstehen können. Einzelnen scheint nicht bewusst zu sein, dass sie - wenn sie erwischt werden - ihre fliegerische Karriere an den Nagel hängen können - von den strafrechtlichen Konsequenzen ganz zu schweigen.
Das Alkoholproblem in der Luftfahrt scheint eine gravierende Lücke in der Qualifikation und Ausbildung aufzuzeigen. Vielleicht gilt das Schwergewicht der Eignungsabklärung zu sehr den technisch-fliegerischen Fähigkeiten, wodurch die ebenso wichtige charakterliche Eignung in den Hintergrund gerät. Eine sehr gefährliche Tendenz.
Unbegreiflich, dass man - ganz speziell in der Fliegerei - nicht auf Alkohol verzichten kann. Ein kühles Bier vor dem Flug - ohne weiteres - wenn es ein alkoholfreies ist. Früher schmeckten alkoholfreie Biere oft, als wären sie gerade aus einem Chemielabor gekommen. Heute gibt es alkoholfreie Spitzenbiere (ich darf sie wegen verpönter Schleichwerbung nicht benennen), für die ich auch ein Glas Champagner stehen lassen würde. Und dann sind da ja noch unzählige andere Getränke, die jeden Durst bestens zu stillen vermögen: Spritziges kühles Mineralwasser mit Gas und dem Saft einer halben Limone - unvergleichlich erfrischend. Und die grosse Palette von Fruchtsäften - ebenfalls ein Hit. Auch Kaffee, Cola oder Tee in vielen Varianten darf es sein.
Zu einer feinen Pizza oder zu Spaghetti gehört - auch für mich - ein Glas guter Roter. Aber bitte nicht, wenn ich mich später ins Cockpit setze. Ein notorischer "Blaukreuzler" (totaler Abstinenzler) bin ich dann auch wieder nicht.

Einer meiner früheren Fluglehrer, ehemaliger Junkers Ju 88 Bomberpilot, outete sich einmal wie folgt: Vor gefährlichen Kampfeinsätzen hätten sich er und seine Besatzung öfter einmal klammheimlich "einen hinter die Binde gegossen" So seien
sie optimal geflogen - nämlich ohne Angst. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. :roll:


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