Als Mitte der Fünfzigerjahre die erste Segelfluggruppe in meiner süddeutschen Heimatstadt gegründet wurde, pilgerte ich an den Wochenenden regelmässig in einem Fussmarsch zum weiter entfernten Fluggelände und konnte mich an dem Flugbetrieb kaum satt sehen. Wenige Jahre später arrivierte ich zum Segelflugschüler in unserem Flugsportverein und konnte die Ausbildung mit dem Luftfahrerschein Klasse I für Segelflugzeugführer abschliessen.
Durch einen berufsbedingten Wohnortwechsel setzte ich Anfang der Sechzigerjahre meine fliegerischen Aktivitäten in einer Segelfluggruppe auf dem Flughafen Köln-Bonn fort. Nach dem fliegerischen "Feinschliff" auf dem schon in Süddeutschland geflogenen Vorkriegssegler "Grunau Baby" kam grünes Licht seitens meines Fluglehrers für die Ka 8b. Dieses Flugzeug, mit dem ich viele mehrstündige Thermikflüge und diverse Streckenflüge absolvierte, darunter auch alle Bedingungen für das silberne Leistungsabzeichen für Segelflug, begeistert mich bis heute. Die Ka 8b, ein leichter einsitziger Leistungssegler, war fliegerisch sehr gut handhabbar, auch in enger Thermik wendig und agil, mässig schnell auf Strecke, aber bei Aussenlandungen in unbekanntem Gelände völlig problemlos. Grossen Spass bereitete mir stets das taktische Fliegen. Nach dem Ausklinken an der Schleppwinde ein Blick auf das Variometer. Wenn dieses über kürzer oder länger plötzlich Steigen anzeigte, wartete ich einige Sekunden, bis ich einkurvte. Dann befand ich mich meistens im Zentrum des *Bartes" (Aufwindes). Oft spürte ich einen leichten Aufwärtsruck an der linken oder rechten Tragfläche und wusste dann sofort, zu welcher Seite ich in Richtung "Schlauch" (Thermik) kurven musste. Die Beobachtung bebauter, landwirtschaftlicher- oder bewaldeter Flächen war auch von Bedeutung. Die ausgedehnten Betonflächen des Flughafens oder Weizenfelder spendeten gute Thermik, über den Waldflächen herrschte thermische "Ebbe". Die Windrichtung und Stärke war wichtig. Die Aufwinde wurden vom Wind versetzt und stiegen in schrägem Winkel nach oben. Ueber Beton oder geeigneten Feldern nach der "Thermik vom Dienst" zu suchen, brachte oft keinen Erfolg. Ich flog also mit dem Wind z.B. so lange auch über bewaldetes Gebiet, bis die versetzte Thermik meine Höhe erreicht hatte und das Variometer Steigen anzeigte.
Lange ist das her - aber die zehn Segelflugjahre meiner insgesamt sechzig fliegerisch aktiven Jahre bleiben mir unvergesslich.
Trotz fünfzig Jahren im Cockpit von Reisemotorseglern würde für mich - wäre ich nochmals jung - gelten: Segelflug - nie genug.
